■ Couchpotato's Chips & Tips
: Samstag, Sonntag, Montag

Nackt wie Gott sie schuf

Bei solchen Filmen geizt das Erste durchweg mit näheren Informationen. Aber wir wissen ja auch so, daß Johannes Mario Simmel dahintersteckt. Er schrieb das pastose Drehbuch über eine junge Novizin, die zunächst im Glauben und dann zwischen ihrem Konvent und einer Arbeitersiedlung hin und her wankt.(ARD, 11.03 Uhr)

Boeing, Boeing

Der Flugplan regelt das Liebesleben des Playboys Bernard, für den natürlich Tony Curtis geradezustehen hat. Ein gezügelter Jerry Lewis gibt den Rivalen. Man schreibt das Jahr 1965, und die einzige Gefahr, die von den modernen Düsenjets ausgeht, liegt darin, daß die mit Bernard liierten Stewardessen in immer kürzerem Turnus in seiner Pariser Wohnung auftauchen. Doch schon dräut am Horizont der Katastrophenfilm, der die ständige Fliegerei als Bedrohung für Leib und Leben vorstellt. Die drollig naive Technikidylle kehrt auch nicht mehr zurück – oder käme heut noch jemand auf die Idee, eine Komödie mit dem Titel „Airbus, Airbus“ abzufassen?(3sat, 15.45 Uhr)

Wilder Westen inclusive

Auch zu Pfingsten umfaßt das Pauschalangebot der Programmveranstalter den einen oder anderen Abstecher in die verewigten Jagdgründe. Der WDR hebt an mit Dieter Wedels Mehrteiler zum Thema Amerikareisen und ihren Tücken. Hessen 3 hingegen pflegt den klassischen Western mit Cecil B. DeMilles „Union Pacific“ (21.00 Uhr). Wie stets bei DeMille, so wurde auch hier an nichts gespart. Heraus kam dabei eine zug- und schubkräftige Hymne auf die Entstehung der transkontinentalen Eisenbahn, deren gelegentliche Großspurigkeit durch munteren Aktionismus und zahlreiche humoristische Einlagen in zulangendem Maße aufgewogen wird.(West3, 20.15 Uhr)

Das Grauen aus der Tiefe. Um genau zu sein: Zunächst kommt das Grauen mal von oben. Und zwar in Form einer Wasserstoffbombe, die einen Riesenoktopus in Rage bringt, woraufhin er die vordem beschauliche Tiefsee verläßt und San Franciscos Stadtbild zu derangieren beginnt. Weil das alles mit sehr wenig Geld angerichtet wurde, ist es wirklich putzig geraten – so bekam das groteske Meeresbodenmonster statt artgerechter acht nur sechs Tentakel zugebilligt.(SuperRTL, 21.55 Uhr)

Fortress – Die Festung

Stuart Gordon hat sich mit „Re- Animator“ und anderen Zelluloidkuriosa eine veritable Kultgemeinde erobern können. Bei „Fortress“ verfügte er, nachdem ihm die Regie zu „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ knapp entgangen war, erstmals über ein sattes Budget. Mit dem Geldregen ging dann Gordons sardonischer Humor prompt den Bach runter. Immerhin machen die futuristischen Kulissen schwer was her, und was ,Variety‘ als Manko empfand, kursiert in anderen Kulturkreisen als Empfehlung: „Too much of the dialogue sounds as if it were written for Dennis Hopper.“(RTL, 23.00 Uhr)

Voodoo Child

Dean Stockwell, der uns später in Wenders- und Lynch-Filmen wiederbegegnen sollte, hat Arges im Sinn: Er will die junge Studentin Sandra Dee dem Satan opfern, rechnet jedoch vorderhand nicht mit Ed Begley, der zur rechten Zeit den rechten Bannspruch auf Lager hat. Auch Francis Coppolas kleine Schwester Talia mischt mit im teuflischen Spiel. Hier trägt sie noch ihren Mädchennamen; später hieß sie Shire, erhielt eine Oscar-Nominierung für „Der Pate II“ und wurde in den „Rocky“-Filmen Sylvester Stallones treusorgende Ehefrau. Mittlerweile arbeitet sie als Produzentin und Regisseurin.(Kabel 1, 23.45 Uhr)

Zwei Banditen

Butch Cassidy und Sundance Kid überfallen Züge und Banken, sind aber nicht eigentlich Schwerverbrecher, sondern eher übermütige Jungen, die munter in den Tag hineinleben und Spaß am Dasein haben. Ihre Verfolger aber sehen das anders und jagen die beiden Schwerenöter bis nach Bolivien. Gerade als sie beschlossen haben, ihr Leben zu ändern, sehen sich Butch und Sundance von einer Übermacht umzingelt, der sie kaum entkommen können. „Zwei Banditen“ ist ein Western für all jene, die keine Western mögen. Nicht zuletzt deshalb wurde er zur Nummer 2 der „All-Time Western Rental Champs“.(ZDF, 23.55 Uhr)

Unter Geiern

Alfred Vohrers freie Improvisation zu einem bei Karl May nachzuschlagenden Thema dokumentiert das Treffen der Giganten: Pierre Briece, der Winnetou aller Westmänner, trifft auf Gojco Mitic, den Winnetou aller Ostmänner, der aber vorübergehend Wokadeh heißt und hier den Schoschonen vorsteht.(Pro 7, 16.05 Uhr)

In einem fernen Land

Der frühere Kinderstar Ron Howard wechselte 1977 zur Regie und gründete wenig später eine unabhängige Produktionsfirma. Seine ersten Kassenerfolge „Splash“, „Cocoon“ und „Willow“ zeigten durchaus Charme und eine individuelle Note. In jüngerer Zeit aber trumpft Howard gern ganz groß auf: „Backdraft“ stilisierte brave Brandbekämpfer pompös zu nationalen Helden, „Apollo 13“ hob Astronauten und Raumfahrttechniker auf den Schild. Mit „In einem fernen Land“ versuchte Howard die Wurzeln all dessen aufzuarbeiten, brachte aber nicht mehr zustande als ein verblasenes Irland-, Faustkämpfer- und Landnahmetriptychon, bezeichnenderweise auf 65-mm-Material gedreht – wohl ziemlich breit, aber nicht sonderlich tief.(RTL, 20.15 Uhr)

Madonna: Body of Evidence

Da nun hüben bei Sat.1 Michael Douglas die Hosen herunterläßt und drüben bei Pro 7 Sharon Stone Schreckens- und Liebesnächte in einem Hochhaus namens „Sliver“ (21.50 Uhr) durchlebt, kramte RTL noch einmal Madonnas „Body of Evidence“ hervor, der doch schon lange in der Asservatenkammer weggeschlossen sein sollte.(RTL, 22.55 Uhr)

Harald Keller