■ Nachschlag
: Das "Black Women Festival" sang im Franz-Club aus der Geschichte

„Blues is the essence of life“, sagt die der distanzierten Eleganz verpflichtete Sängerin Torita Quick. Die Frau mit der klaren, ausdrucksstarken Stimme, die auf drei Kontinenten – Amerika, Europa und Afrika – zu Hause ist, war eine von sechs Interpretinnen, die am Wochenende im Franz-Club Jazz, Blues und Soul ausbreiteten. Etwas überkandidelt als „Black American Women Festival“ tituliert, wurde ein Bogen geschlagen von schwarzen weiblichen Jazzlegenden bis zu den anspruchsvollen Wordsongs von Sharifa Khaliq. Weibliches Geschlecht, schwarze Haut und amerikanischer Paß waren die drei Schlagworte, die – ohne poli-Rosa King Foto: Owsnitzki tisch verpflichtendes Bekenntnis an die Identität – als sinnstiftendes Kriterium herhalten mußten.

Nicht ohne Klischee und ohne Schmelz führten Cynthia Utterbach und Dee Dee McNeil durch ein Programm, in dem sie unter anderem Sängerinnen lebendig werden ließen wie Billie Holiday mit ihrem alkoholisierten, gebrochenen Gesang, Dinah Washington, Josephine Baker oder Pearl Bailey, die das Publikum in ihren Liedern aufforderte, ihr den abhanden gekommenen Mann zurückzuschicken. Episoden aus dem meist dramatischen Leben dieser Frauen, „die uns den Weg ebneten“ (Dee Dee McNeil), wurden mit minimalen Mitteln inszeniert. Keine Zukunft ohne Geschichte.

Auch heute drehen sich die Lieder um Liebe, Männer, Gott und Geld. Es sind die Eckpfeiler eines Lebensgefühls, das nicht ins Lot kommen will. Bleibt als einziger Ausweg, eine von Moment zu Moment reichende Lust, dazusein. Die nie gekünstelte Präsenz aller Sängerinnen hatte ihren Höhepunkt bei Rose King. Mit Saxophon und einer Stimme, die – größer, tiefer, lauter – den Text und die Musik in die Hand nimmt, macht sie das schwere Leben allen erträglich. Solange Musik drin ist, wird Begehren – auch das unerfüllbare – zur Freude. Meist gelingt dies auch Lily Adams. Wenn sie beim Singen noch das Klavier traktiert als Ersatz für den fehlenden Mann, wird dessen Abwesenheit zu unserem Glück. Schwarze Musik verschließt sich dem Schmerz nicht und auch nicht der Poesie. „Sag mir, wo dein Fluß beginnt“, singt Sharifa Kaliq, wenn Freude, Verblüffung und Blues im Laissez-faire zwischen Sängerinnen und Publikum entstehen. Und gibt keine Antwort darauf. Waltraud Schwab