Im Herbst mehr Castors nach Gorleben

Gesellschaft für Nuklear-Service will im Herbst drei weitere Castor-Behälter nach Gorleben transportieren. Behälter sollen aus den AKWs Gundremmingen und Neckarwestheim kommen  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Drei weitere Castor-Behälter will die Essener Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) noch in diesem Jahr in das Gorlebener Zwischenlager hineinprügeln lassen. Sie sollen im Herbst in einem Sammeltransport in das Zwischenlager gebracht werden, sagte GNS- Geschäftsführer Wolfgang Hawickhorst am Wochenende der taz. Er dementierte damit Meldungen, nach denen in diesem Jahr keine weiteren Transporte von hochradioaktivem Müll nach Gorleben geplant seien. Die drei Behälter kämen aus den AKWs Gundremmingen und Neckarwestheim.

„Ein Castor-Behälter, den wir zunächst zusammen mit dem letzten Transport aus Frankreich nach Gorleben bringen wollten, steht weiterhin beladebereit im Kernkraftwerk Gundremmingen“, sagte der GNS-Chef. Diesen Behälter werde die GNS nun „im Herbst zusammen mit zwei weiteren Behältern mit abgebrannten Brennelementen aus Neckarwestheim nach Gorleben transportieren“. Auch die sechs Behälter mit WAA-Abfällen aus Frankreich, deren Transport die GNS für 1997 plane, sollen nicht einzeln, sondern in zwei oder drei Sammeltransporten ins Zwischenlager gebracht werden.

Mit dem niedersächsischen Innenministerium hat die GNS den für Herbst geplanten Transport bisher noch nicht abgesprochen. Hawickhorst erklärte, daß man die niedersächsischen Behörden spätestens Anfang Juni offiziell über den im Herbst geplanten Sammeltransport unterrichten werde.

Im niedersächsischen Innenministerium hoffte man bisher, daß es auch in diesem Jahr bei einem Atommülltransport nach Gorleben bleiben werde. „Ein weiterer Castor-Transport in diesem Jahr ist, wenn überhaupt, nur unter größten Anstrengungen der Polizei möglich“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums noch am vergangenen Freitag. Mit den Chaos-Tagen Anfang August stehe der niedersächsischen Polizei ein weiterer Großeinsatz ins Haus. Durch die Dauerbelastung der Polizei bleibe für einen weiteren Transport nach Gorleben nur ein schmales Zeitfenster im September oder Oktober.

Ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover erklärte zu dem von der GNS geplanten Sammeltransport, die niedersächsische Landesregierung lehne die weitere Einlagerung von abgebrannten Brennelementen im Zwischenlager ab.

Nach den Vorschlägen von Ministerpräsident Schröder für einen Entsorgungskonsens soll in Gorleben nur Abfall aus der Wiederaufarbeitung gelagert werden. Von sich aus verhindern, könne das Land einen Brennelemente-Transport aber nicht. Schröder werde alle Möglichkeiten nutzen, um rechtzeitig zu Gesprächen über einen Entsorgungskonsens zu kommen. In einem Schreiben habe Bundesumweltministerin Angela Merkel zwar Schröders Einladung zu einer Konsensrunde am 14. Juni abgelehnt, gleichzeitig aber versichert, daß zu gegebener Zeit Konsensgespräche geführt werden müßten.

Wegen der Castor-Transporte gerät Gerhard Schröder inzwischen auch im eigenen SPD-Landesverband unter Druck. Am zweiten Juniwochenende soll eine Sonderkonferenz der nordostniedersächsischen SPD-Funktionäre zum Thema Castor stattfinden, zu der neben Schröder auch der Bonner SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck erwartet wird.