Pogo-Ehre im Leib

■ Morgen im Wehrschloß: „Terrorgruppe“

Seit es mit Sid Vicious ein böses Ende nahm, lebt kaum noch jemand in der Punkszene nach dem Prinzip „Hope I die before I get old“. Die Versuche von Punkrockern jenseits der 30, in Würde zu altern, sind vielfältig. Eine der Bands, die sehr elegant mit dem angegrauten Iro umgeht, ist die „Terrorgruppe“. Seit über zehn Jahren hängen die Berliner in der Nietenjacken-Szene. Man kurvte in ehrenwerten Punk-Bands wie den beinharten „Hostages of Ayatollah“ durch die Republik und versuchte in weniger ehrenwerten wie „Happy Hour“, Trunk und Rock unter einen Hut zu bringen. Nun sind Hermann von Hinten, M.S. Motherfucker, Johnny Bottrop und Zip Schlitzer wieder da, wo sie vor etlichen Jahren begannen: beim Deutschpunk.

Musikalisch bleibt das Quartett auf bewährten Pfaden. Bestenfalls die Präzision, mit der simpel gestrickte, markante Mitgröhltitel gespielt und produziert werden, verrät die Routine, die hinter dem schelmisch-jugendlichen Gebolze steckt. Auch textlich nimmt man von alten Parolen Abstand. Man ersetzt mit durchwachsenem Erfolg „Nazis raus“ durch „Keine Airbags für die CSU“. Interessant aber, daß sich die Terrorgruppe seit jeher strickt weigert, als neue Band bei Null anzufangen

Dennoch: in einen Topf mit peinlichen Gernegroßen wie den Schröders gehören die Berliner keineswegs. Daß man mit den Ärzten tourte, ist nicht der Verdienst einer Agentur, die Vorbandpositionen für Hype-Bands erkauft. Wie jede andere Punkband mit einem Hauch Pogo-Ehre im Leib tourt man mit Kumpels; wenn die berühmt sind, umso besser. Vorband beim Deutschpunk-Doppel: „Die Heiligen Drei Könige“. LR

Freitag, den 31.5. ab 21.00 im Wehrschloß