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Kahrs: Schulen machen nur Panik

■ Kürzungen minimal / Grüne wollen Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich für Lehrer

In den Bremer Schulen geht die Hysterie um, die Proteste gehen an der Realität voll vorbei. Die Kürzungen im Bildungsbereich sind minimal. Das ist die Botschaft, die Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs gestern verbreitete. Und die will sie in den nächsten Tagen und Wochen auch an die Eltern und LehrerInnen bringen. Dann müßte Schluß sein mit der Streikerei, meinte sie gestern. Gleichzeitig sind die Grünen mit einem Modell vorgeprescht, wie die Misere an den Bremer Grundschulen behoben werden könnte: Wenn alle Bremer LehrerInnen auf eine Stunde Unterricht und die entsprechende Bezahlung verzichten, dann können in den nächsten beiden Schuljahren 240 LehrerInnen neu eingestellt und dahin geschickt werden, wo es am meisten brennt: in die Grundschulen.

Die Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich sei der Versuch, wieder Ruhe in die Schulen zu bringen. „Damit die sich ihren eigentlichen Problemen wieder widmen können“, so der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Helmut Zachau. Für eine verheiratete LehrerIn mit zwei Kindern würde das einen Lohnverzicht von rund 270 Mark brutto bedeuten. Die Alternative dazu sei ein Versetzungskarussell: von den Berufsschulen und Sekundarstufe II-Zentren in die Sekundarstufe I und von der Sek I in die Grundschule. Zachau prognostiziert „erhebliche Reibungsverluste“. Ohnehin sei es wegen der zu erwartenden Pensionierungswelle vernünftig, die Kollegien jetzt zu verjüngen.

Bei der Senatorin stoßen die Grünen damit auf offene Ohren. Kahrs: „Das ist genau mein Plan für das nächste Jahr.“ Bislang sei sie mit der Idee nur bei der Senatskommission für das Personalwesen gescheitert. Die bestehe darauf, daß 50 Prozent der so eingesparten Mittel einbehalten und nicht für Neueinstellungen verwendet würden.

Ansonsten versuchte Bringfriede Kahrs nach Kräften, die Streikfront zu brechen: „Dieser Streik nimmt nicht mehr die Wirklichkeit wahr.“ Nach den jüngsten Berechnungen der Behörde, die heute bei den Schulen ankommen sollen, sähe die Lage nämlich überhaupt nicht dramatisch aus. Unter dem Strich würden am Unterricht der Grundschulen nur zwischen drei und vier Prozent gekürzt. „Damit entfällt eine Differenzierungsstunde“, rechnete die Senatorin vor. Es werde in den Schulen mit falschen Bedarfszahlen gerechnet. „Die sind immer zu hoch“. Wenn die sich Anfang des kommenden Schuljahres doch als höher erweisen, als von der Behörde jetzt angenommen, „dann wird von Hand nachgebessert. Schließlich gibt es dann ja woanders einen Überhang.“

Diese frohe Botschaft will die Senatorin nun allen ProtestantInnen überbringen. Und deshalb hat sie auch einen Brief an alle Schulleitungen geschrieben. Der ist zwar als Abmahnung verstanden worden (vgl. taz v. gestern), schließlich stand drin, daß alle Eltern „ausdrücklich“ an die Schulpflicht ihrer Kinder erinnert werden sollten – doch der Brief war „ein Gesprächsangebot“. Anfang Juni soll es zu Regionalkonferenzen kommen. Sollte es allerdings „konkrete Erkenntnisse“ geben, daß einzelne SchulleiterInnen die Stimmung anheizten, dann „wird es zu Dienstgesprächen kommen“. Mit den Eltern dagegen werde die Behörde „sehr viel nachsichtiger“ umgehen. „Ich will doch hier keinen politischen Flurschaden anrichten.“ J.G.

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