Compjusörf praudlie priesäntz...

Am kommenden Samstag ist es soweit: Unter http://www.compu serve.de/video/ überträgt Compu Serve ab 23.00 Uhr das Konzert der Fantastischen Vier aus dem Theaterhaus in Stuttgart-Wangen live ins Internet. Musikfreudige Surfer benötigen dazu lediglich eine Soundkarte und – wie sollte es anders sein – ein Netscape Plug-In: den Xing Stream-Works- Client, der unter derselben Adresse zu haben ist.

Erste Versuche haben gezeigt, daß er tatsächlich funktioniert. Natürlich waren im Setup noch ein paar äußerst friemlige Anpassungen nötig. Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, da es geschickter ist, direkt mit Stream Works ins Netz zu gehen und den Browser erst gar nicht zu starten. Das entlastet das System.

Aber genau das sind die paar Kleinigkeiten, die Internet-Wizards von normalen Anwendern unterscheiden. Die schauen sich solche Konzerte ohnehin lieber in der Glotze an. Großes Bild und sattes Stereo – wie in besten Rockpalast-Zeiten.

Unsereins begnügt sich mit 8-bit-Telefon-Sound und einem Bild in Briefmarkengröße. Nein, ich will fair sein: So groß wie eine Streichholzschachtel ist das Videofilmchen schon. Es ruckelt auch ziemlich – aber dafür kommt

es live aus dem Internet und nicht aus der Schüssel. Pioniere müssen das aushalten, stundenlang und nachher noch das Interview – auch wenn dabei ein Medium vergewaltigt wird, das nicht für solche Sachen geschaffen wurde und das, von ein paar sündhaft teuren Standleitungen einmal abgesehen, auch nicht in der Lage ist, solch riesige Datenmengen zu bewältigen. Normale 14.4er Modems sind dabei hoffnungslos überfordert, auch 28.8 ist noch sehr schmerzhaft, und selbst mit ISDN gibt es Probleme. Für reine Tonübertragungen, wie Telefonieren übers Internet, mag das alles noch akzeptabel sein. Aber ein Live-Konzert ins Netz einzuspielen ist wie der Versuch, einen Kleiderschrank auf einem Fahrrad zu transportieren.

Es wäre sicherlich geschickter gewesen, das F4-Konzert vom Fernsehen übertragen zu lassen. So sehr kann doch niemand das Internet lieben, daß er bereit wäre, das stundenlang auszuhalten. Andererseits sind Experimente dieser Art ganz nützlich: Sie untermauern die Forderung nach mehr Leitungskapazität und zeigen, daß es auch anders geht, als auf ein paar hundert digitale TV-Kanäle zu warten. Vor ein paar Wochen hat schon mal jemand den Versuch gemacht, eine Operation live ins Internet zu übertragen. Das ist fürchterlich schiefgegangen, aber vielleicht klappt es ja diesmal besser.