Kinder, Kirche, Stadt

■ Sinkende Kirchensteuer bringt Kitas in Not / Stadt kann sparen – wenn sie hilft

Die Ebbe in der Kirchenkasse droht für viele Hamburger Kinder ein Debakel zu werden. Da die nord- elbische Kirche bis zum Jahr 2000 mit 20 Prozent weniger Kirchensteuereinnahmen rechnet, hatte sie schon vor einem Jahr beklagt, daß Kitas geschlossen werden müßten, falls die Kirche nicht finanziell entlastet würde. Die 16 Millionen Mark, die sie pro Jahr für 8800 Kita-Plätze ausgibt, könnte sie dann nicht mehr aufbringen.

In Verhandlungen mit Jugend- und Finanzbehörde bot die Kirche deshalb an, kurzfristig 600 Plätze durch größere Gruppen zu schaffen, wenn die Kirchenkreise auf Dauer finanziell entlastet würden. So spare Hamburg mindestens 8,4 Millionen Mark an Investitionen. Denn würden die kirchlichen Kitas geschlossen, müßte die Stadt wegen des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für Ersatz sorgen. Wenn ab 1999 die Kinderzahlen – wie prognostiziert – wieder sinken, könnten die Gruppen wieder verkleinert werden. Neugebaute Kitas stünden dagegen wieder leer, argumentiert die Kirche. Doch nicht nur Investitionen könnte die Stadt durch dieses Angebot sparen, sondern auch Betriebskosten. Denn die Kirche zahlt pro Platz in ihren Einrichtungen, die allen Kindern offenstehen, einen Eigenanteil (derzeit rund 26 Prozent). Den Rest trägt die Stadt. Das kommt den Eltern zugute. Sie zahlen niedrigere Beiträge als in städtischen Kitas.

Ob sich Kirche und Stadt einig werden, hängt noch von einem Gespräch zwischen Bürgermeister Voscherau und Bischöfin Jepsen ab. Landespastor Stephan Reimers erwartet eine Entscheidung noch im Juni: „Ich habe Hoffnung auf eine Einigung, weil ich mir nicht vorstellen kann, daß die Stadt einem Abbau preiswerter Plätze tatenlos zusehen wird.“ paf