■ Urdrüs wahre Kolumne
: Der Frosch & die Prinzenrolle

Für all die Mühseligen und Beladenen, die in den nächsten Monaten wieder mal um ein paar Pfennige aus der bremischen Gemeindekasse barmen, zur Kenntnisnahme: Ganz offiziell also hat der Sprecher der Wirt-schaftsbehörde zum Fall Georg Sewig erklärt, daß die Messe-GmbH eigens für diesen Herrn geschaffen worden sei. Eine ABM-Maßnahme sozusagen auf Manager-Niveau. Und da stellen wir mal ganz populistisch fest: „Das Geld ist da!“

Wo habe ich denn diesen mutmaßlichen Reemtsma-Entführer Ernst-Adolf Richter schon mal gesehen? War das nun in seinem gut gebauten Anzug einer aus der Grunau-Clique? Oder hatte das was zu tun mit Mjusicäl? Jedenfalls: Der Typ sieht haargenau so aus wie einer von diesen Gentleman-Darstellern, die Schnittchenjäger Frank Haller und die anderen Jungs im Casting des hiesigen Staatstheaters immer für Unternehmer halten. Blöd, dieser Richter, wäre er statt nach Garlstedt direkt nach Bremerhaven gegangen, er hätte doch nur murmeln müssen: „Tausend Arbeitsplätze, hunderttausend Besucher, Millionengewinne“, und die hätten ihm glatt die 30 Millionen für sein überzeugendes Ocean Park-Konzept gegeben. Und ist der Tobias Richter eigentlich der Bruder von diesem Ernst-Adolf?

Talkshow-Pastor Fliege stört zur früheren Fernseh-Kinderstundenzeit im allgemeinen wenig, aber jetzt treibt es dieser Gutmensch mit dem amtlichen Betroffenheits-Gesicht ein bißchen dolle. Die gute alte Orgel will er aus dem Gottesdienst verbannen und stattdessen pflaumenweiche Rituale der Hoffnung und des Tröstens zelebrieren. Mensch Fliege, die Vorstellung, auf meine Kosten als praktizierender Kirchensteuerzahler künftig Dein Geseier hören und vermutlich auch noch sehen, schmecken, fühlen und riechen zu müssen, statt dem allmächtigen und vollkommenen Bach zu lauschen, das wäre ja nun fast ein Grund, den Leib Christi zu verlassen und für das Ersparte eine vernünftige Stereo-Anlage zu kaufen. Ich mag Deinen Namen, Jürgen, aber bei Dir fällt–s schwer nach dieser mediengeilen Eselei!

Zumeist drücken die tumben Knechte des Tekkno-Event-Marketing dem älteren Mitmenschen zwar diese Flyer nur auf ausdrückliches Nachfragen in die Hand, aber in Bottrop zu Pfingsten gelangte ich dann doch an einen solchen Zettel, und darauf stand neben allerhand geheimnisvollen Mantren der Jugendkultur auch: „Wer mit Drogen erwischt wird oder ohne Ticket, der wird bei der Polizei entsorgt.“ Und in Berlin veranstaltet der alte Hauptwachtmeister Kurras zum 2. Juni wieder seine Love Parade. (Junge Leser erfahren Näheres bei geschichtsbewußten Senioren in ihrer Nachbarschaft).

Tach, Frollein! Wollteste nicht schon mal einen Frosch küssen, der sich dann in eine Prinzenrolle verwandelt? Dann schick doch heute noch Deine formlose Bewerbung an die Chiffre 0396060103 im Juni-Prinz: „Attraktiver Mann liebt attraktive Frau mit Vorliebe für reizvolle, innige Übereinstimmung gewünschter Sehnsüchte zur Entsinnung des Ursprungs.“ Wenn das mal nicht dieser nette Typ ist, der immer diese Kurse zum Qualified Rebirther anbietet. Oder auch der Ghostwriter der letztjährigen Gewinnerin des Bettina-von-Arnim-Preises der Brigitte ...

Erwartest Du ein schönes Wochenende? Dann meide das Stadtfest!

Ulrich Reineking – Dribbde Bach