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■ NachschlagFool's Garden waren im Metropol

Verschlungen die Pfade, auf denen man so wandelt: Durfte ich zu Pfingsten schon in den Genuß eines „Pur“-Auftritts kommen, und zwar als Vorprogramm des Pokalendspiels, führte mich das Ende meiner badisch-inspirierten Tage ins Metropol: zu Fool's Garden, einer Band aus Pforzheim, die den meisten ein Begriff aus Funk und Fernsehen sein dürfte wegen ihres herzigen Songs „Lemon Tree“. Ganz so schlimm wie „Pur“, das Fußballspiel und der damit verbundene Blick in deutschen Biedersinn – seltsam und fremd ist eine Welt, die inmitten von Massengeschmack und „Normalität“ verankert ist: Weißblaue Luftballons mußte ich da im Block H steigen lassen, zur Nationalhymne standen doch tatsächlich fast alle auf den Rängen andächtig stramm – war dieser Auftritt dann aber nicht.

Zwei Songs gab's zum Warmwerden, dann begrüßte Sänger Peter Freudenthaler das Publikum mit der Aussage, schon mal in Berlin aufgetreten zu sein, nämlich in der ZDF-Hitparade. „Na ja“, fügte er nach vereinzelten Buhs an, ein wenig besorgt wohl um die eigene Credibility. Schert die Band (und die Fans) aber nicht weiter, denn die „Dinge sind so leicht, wie sie sind“, worauf es auch schon den Song gibt, „weswegen die meisten von euch wohl gekommen sind“ (was zu denken gibt: Der Mann hat einiges durchgemacht, der weiß wo der Hase läuft). Und „Lemon Tree“, wiewohl mit arg deutschem Akzent gesungen, ist ein wirklicher Ohrwurm für jung und alt, wie man so sagt (wobei mir beim ersten Hören in der „Drehscheibe“ schon deuchte, daß da Sequenzen geklaut sein könnten: 10cc?, Barcley James Harvest?). Der Jubel ist groß, die Hände feucht vom Mitklatschen, und fröhlich werden die weiteren Songs mitgeschaukelt.

Freudenthaler gibt eine gute Mischung aus Bryan Adams und Jim Kerr, fährt sich öfters gekonnt verwirrt-verlegen durch seine hübsche Mantafahrerfrisur, und überhaupt gleicht der dick aufgetragene Gesamtsound dem der Simple Minds, als die kurz nach ihrer Märchenphase sich ansiedelten zwischen „Waterfront“ und den „Good News From The Next World“.

Aber auch Fool's Garden wollen, „vielseitig“ sein: So gibt's eine Art Ballade mit only Keyboardbegleitung, dann folgt ein sehr bemühtes Stück von der Solo-LP (!) des Gitarristen Volker Hinkel, und gemeinschaftsstiftend werden gegen Ende ein paar Kids auf die Bühne geholt, um mit der Band und dem mittlerweile völlig seligen Publikum die „Wild Wild Days“ anzustimmen. Sehr nett und lieb das alles. Woraufhin selbst bei mir die Absicht verschwand, ganz viel Böses auszukübeln, und sich der Wunsch bemerkbar machte – nicht wirklich, aber immerhin –, sogleich den nächststehenden Menschen lieb anzufassen, zu herzen und zu drücken. Gerrit Bartels

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