Learning by Internet

■ Unterricht weltweit: Hamburgs Schulen gehen ans Netz. Selbstbestimmter Umgang mit den neuen Medien, heißt die Devise Von Vera Stadie

Zu dumm, daß die Schulferien in den USA bis Ende Juli dauern. Christian Homuth aus der 9. Klasse des Kaifu-Gymnasiums und seine Mitschüler müssen ihr Gemeinschaftsprojekt mit KollegInnen aus Salt Lake City auf den September verschieben. Aber dann soll es voll losgehen mit der Zusammenarbeit per Internet. Das Thema geht die SchülerInnen dies- und jenseits des Atlantiks gleichermaßen an: Es geht ums Kohlendioxid, das den Treibhauseffekt verursacht, und ums Autofahren, das Kohlendioxid produziert.

Um die Fahrgewohnheiten in Hamburg und Salt Lake City unter die Lupe zu nehmen, haben die Kaifu-SchülerInnen einen Fragebogen entwickelt. Einzutragen sind die bei Autofahrten zur Schule, Arbeit, in der Freizeit oder zum Einkaufen zurückgelegten Kilometer. Ihrer amerikanischen Partnerschule haben die Hamburger eine englische Version des Fragebogens über den Atlantik geschickt – per Internet. Mit Hilfe dieses Datennetzes, das Computer weltweit miteinander verbindet, wollen sie herausfinden: Wo wird mehr Auto gefahren und mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gejagt, in Hamburg oder in Salt Lake City? Erdkunde weltumspannend.

Demnächst sollen alle Hamburger Schulen die Möglichkeit bekommen, ans Netz zu gehen. Die Schulbehörde hat sich zum Ziel gesetzt, alle SchülerInnen mit den Möglichkeiten und Risiken der weltumspannenden elektronischen Kommunikation über Datennetze wie Internet oder T-Online vertraut zu machen. Aus der rasanten Entwicklung zur Informations- und Kommunikationsgesellschaft „ergibt sich für die Schule ein neuer Auftrag“, so Schulsenatorin Rosemarie Raab. Sie müsse die Schüler auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten und kompetent machen für den selbstbestimmten Umgang mit den neuen Medien. „Dazu gehört neben dem technischen Handling von Computern vor allem die Fähigkeit, aus der Vielfalt von Informationen, Diensten und Angeboten diejenigen herauszufiltern, die die Beantwortung selbstdefinierter Fragen ermöglichen.“ Wenn nur die Kinder Zugang zu PCs und Netz haben, deren Eltern sich die Ausrüstung finanziell leisten können, sieht die Senatorin auch die Gefahr, daß sich neue Bildungsbarrieren auftürmen.

„Wir waren die schnellsten“, verkündete Rosemarie Raab am Donnerstag. Hamburg hat als erstes Bundesland auf den Vorstoß von Forschungsminister Rüttger reagiert. Sein Ministerium gibt zusammen mit der Telekom AG allen Schulen, die sich an der Vernetzungs-Aktion beteiligen, einen Gebührenzuschuß von 1450 Mark. Die Schulbehörde hat 600.000 Mark im Topf für einen Anschluß pro Schule und die Beschaffung eines multimediafähigen PCs oder die Aufrüstung eines vorhandenen Rechners. Das Interesse ist groß. Innerhalb einer Woche haben sich schon 80 Schulen gemeldet.

Durch den Anschluß ans Datennetz bekommen die SchülerInnen Zugang zu Informationsdiensten, Archiven und Datenbanken. Weltweit stellen immer mehr Forschungsinstitute, Umweltorganisationen, Regierungen oder Universitätsbibliotheken ihre Informationen über das Internet zur Verfügung. Früh übt sich, wer schnell das richtige herausfischen will, ohne sich im Netz zu verheddern.