Aus für Schwarz-Grün

■ Die Ratskoalition in Gladbeck scheiterte an einem Überläufer

Gladbeck (taz) — Das erste schwarz-grüne kommunale Bündnis im roten Revier ist gescheitert. Am Mittwoch abend „konstatierte“ die Mitgliederversammlung der Grünen in Gladbeck per Beschluß, daß „eine konstruktive Weiterführung des nach wie vor als beste Option“ angesehenen Bündnisses „unmöglich ist“. Vor anderthalb Jahren hatten Grüne, CDU und die zwei Ratsvertreter der Wählervereinigung „Bürger in Gladbeck“ (BIG) die Macht im Rathaus der 80.000 Einwohner zählenden Stadt übernommen und den CDU-Mann Eckhard Schwerhoff mit ihrer Einstimmenmehrheit zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt.

Doch die Harmonie währte nicht lange. Weil bei Abstimmungen immer wieder einzelne Ratsmitglieder der Koalition ihre Gefolgschaft versagten, fiel es der SPD-Opposition leicht, die Wahlsieger als Chaostruppe vorzuführen.

Als dann der BIG-Fraktionschef Wolfgang Hartmann Anfang Mai seine zweiköpfige Minifraktion kurzerhand auflöste und ankündigte, er wolle „in Zukunft mit der SPD-Fraktion zusammenarbeiten“, war das Ende besiegelt. Für eine neue Mehrheit reicht dieser Wechsel indes nicht, weil der Bürgermeister als Vorsitzender des Rates auch ein Stimmrecht hat. Nun herrscht im Rat ein Patt. Daraus zogen die Grünen jetzt die Konsequenzen. Mit der CDU habe die Zusammenarbeit zwar „relativ gut geklappt“, aber, so beschreibt der grüne Fraktionschef Mario Hermann die Lage, „wir können uns nicht bis zur nächsten Kommunalwahl dreieinhalb Jahre durchwurschteln“. Man sei „nicht an inhaltlichen Differenzen mit der CDU gescheitert“, sondern an einem „Überläufer“.

Wie es in Gladbeck politisch jetzt weitergeht, steht dahin. Eine Politik der wechselnden Mehrheiten, neue Koalitionen — alles ist drin! Die Grünen wollen auch Gespräche mit der SPD führen, die ihnen im Vergleich zur Gladbecker CDU bisher „eher wie die bayrische CSU“ erschien. Auch anderthalb Jahre nach der Ablösung der SPD-Alleinregierung ist, so Herrmann, der „Genossen-Filz“ nicht beseitigt. „Vom Herzen her“, das ist deshalb für den früheren grünen Fraktionssprecher Georg Laacks keine Frage, „hätten wir gerne schwarz-grün weitergemacht“. Walter Jakobs