Neuer Mord im Auftrag der Mullahs?

Der mutmaßliche Mörder des iranischen Exilpolitikers Masluman wurde in Bonn festgenommen. Iranische Oppositionelle vermuten Verbindung zum iranischen Geheimdienst  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

Wenige Tag nach dem Mord an dem iranischen Exilpolitiker Resa Masluman in der Nähe von Paris hat die Polizei in Bonn den mutmaßlichen Täter festgenommen. Ein zweiter Mann soll nach französischen Angaben bei der Festnahme entkommen sein. Die deutschen Behörden bestreiten das. Ein Sprecher der zuständigen Kölner Staatsanwaltschaft erklärte dazu, ein zweiter Mann sei zwar „im Gespräch“ gewesen, bei der Festnahmeaktion aber nicht angetroffen worden. Von Paris, das Bonn zuvor den Haftbefehl für den mutmaßlichen Mörder zugestellt hatte, wird jetzt ein Auslieferungsgesuch erwartet.

Der 60jährige Masluman war in der vergangenen Woche in seiner Wohnung in Creteil bei Paris mit zwei Schüssen in den Rücken und einem in den Kopf ermordet worden. Die beiden mutmaßlichen Täter hatten den einstigen Staatssekretär im Erziehungsministerium des Schahs in der in einem Neubau gelegenen Dreizimmerwohnung besucht. Als dessen Sekretärin wenig später die Wohnung verließ, soll Masluman, der seine Besucher persönlich kannte, keinen mißtrauischen Eindruck gemacht haben. Seine Leiche wurde am Dienstag dieser Woche von einer iranischen Vertrauten gefunden.

Die Spur der Tatverdächtigen wies beinahe umgehend nach Bonn. Ein langjähriger Vertrauter des Ermordeten, der einstige iranische Erziehungsminister Manuscher Ganji, der heute in den USA lebt, nannte „einen iranischen Agenten, der in Bonn residiert“ und der mehrfach versucht habe, die Exilbewegung „Fahne der Freiheit“ zu unterwandern, als „direkt in die Tat verwickelt“. Dem Agenten sei es gelungen, in Kontakt zu Masluman zu treten.

Masluman gab in Paris eine Zeitschrift in Farsi namens Payame Azadegan heraus. Nachdem er lange zusammen mit Ganji in der monarchistischen Fraktion des iranischen Exils tätig war, konzentrierte er sich zuletzt auf eine heftige Kritik der islamischen Religion. Im Gegensatz zu anderen iranischen Oppositionellen, die namentlich auf Todeslisten des Regimes in Teheran rangieren, soll Masluman keine Morddrohungen erhalten haben. Einen besonderen Personenschutz der französischen Polizei genoß er nicht.

Das iranische Exil in Paris, ob mit Masluman befreundet oder nicht, ist davon überzeugt, daß auch dieser jüngste Mord im Auftrag des Teheraner Regimes geschah. Wie üblich kannten die Opfer ihre Mörder und wie üblich geschahen die Verbrechen am Wohnsitz der Opfer. Der einstige iranische Präsident Bani Sadr glaubt, daß Maslumans gegenwärtige politische Isolierung den Ausschlag dafür gegeben hat, daß er ausgewählt wurde: „Das Regime nutzt immer die Schwäche seiner Opfer aus.“

Sowohl Bonn als auch Paris hatten in den letzten Monaten auf den „kritischen Dialog“ mit Teheran gesetzt. Beide nahmen die Kreditbürgschaften für Geschäfte mit dem Iran im vergangenen Jahr wieder auf. Im Gegensatz zu den USA, die weiterhin auf ein Embargo setzen, behaupten Paris und Bonn, daß Wirtschaftskontakte die Menschenrechtslage im Iran verbessern können. Nach dem Anti- Terror-Gipfel in Scharm el Scheich im März bestätigte Frankreichs Präsident Jacques Chirac diese Politik der Europäischen Union gegenüber Teheran als „richtig“.