■ Chronologie
: Das große Rätsel

Bereits Ende der 60er Jahre registrierten Metereologen des British Antarctic Survey ein unerklärliches Phänomen in der Stratosphäre über dem Südpol. Regelmäßig im September und Oktober, dem antarktischen Frühling, registrierten die Meßgeräte der Wissenschaftler eine Abnahme der Ozonkonzentration über dem Südpol. Erstmals darauf aufmerksam geworden waren sie 1968. Seitdem wiederholt sich Jahr für Jahr das Schauspiel. Etwa einen Monat lang konnte das Ozonfenster beobachtet werden, dann schloß sich die schützende Ozonschicht wieder. 1986 stellte man über dem Südpol bereits auf einer Fläche, die der Größe der USA entsprach, eine Abnahme der Ozonkonzentration um bis zu 40 Prozent fest.

Lange Zeit hatten die Wissenschaftler keine Erklärung für das Phänomen. Erst 1974 brachten US-Forscher die Abnahme der Ozonschicht in Zusammenhang mit der zerstörenden Wirkung der Fluorkohlenwasserstoffe. Es dauerte jedoch noch Jahre, bis dieser Verdacht auch von der Wissenschaftlergemeinde und den Politikern unwidersprochen akzeptiert wurde. Nicht zuletzt hatten dazu die Meßergebnisse des US-amerikanische Wettersatelliten Nimbus7 beigetragen, der 1979 erstmals die Wissenschaftler mit dramatischen Meßergebnissen aufschreckte.

Als Hauptverursacher sind vor allem die Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) ausgemacht, die 1931 erstmals produziert wurden. Thomas Midgley, Chemiker bei General Motors, hatte das von ihm erfundene farblose und geruchlose Gas ein Jahr zuvor der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem sind weltweit mehr als 20 Millionen Tonnen davon produziert worden. Aufgrund ihrer Eigenschaft, nicht mit anderen Substanzen chemisch zu reagieren, galten FCKW lange Zeit als besonders sauber und unschädlich. Bis 1974 der Klimaforscher Sherwood Rowland warnte, die FCKW würden der Menschheit noch ernsthaft zu schaffen machen.

In Montreal unterzeichneten mehrere Staaten 1987 das erste internationale Abkommen zum Schutz der Ozonschicht. Bis zum Jahr 2000 sollte, so hieß es in dem halbherzigen Beschluß, in den Indutrienationen der Verbrauch an FCKW halbiert werden. Erst im Zusatzabkommen, das 1992 in Kopenhagen vorgelegt wurde, ist der Totalausstieg aus der FCKW-Produktion bis 1996 festgeschrieben worden. Auch die Produktion der Ozonkiller Trichlorethan und Tetrachlorkohlenstoff, zwei leichtflüchtige Lösungsmittel, sollte dann nicht mehr erlaubt sein. Die Mitgliedstaaten der EU versprachen, den Ausstieg schon bis zum Stichtag 1.1. 1995 umzusetzen. Wolfgang Löhr