Drogenpapst Leary tot

■ LSD-Experimentator starb gestern an Krebs – in Beverly Hills und im Internet

Timothy Leary Foto: AP

„Die guten Geister der letzten Monate haben sich ausgeweitet“, lautet der letzte Eintrag auf Timothy Learys Sterbe-Homepage, Datum: 16. 5. Vom Krebsfleck auf der linken Arschbacke ist die Rede, aber auch vom „Input neuroaktiver Drogen“ (ironisch aufgeteilt in „legal“ und „illegal“), auf deren Wirkung der gern „Drogenpapst“ genannte Exprofessor nicht verzichten mochte. Zu einer anhaltenden Besserung hat es nicht mehr gereicht. Gestern ist ist Timothy Leary 75jährig in seinem Haus in Beverly Hills an Prostatakrebs gestorben.

Learys Entschluß, durch Bulletins im Internet sozusagen öffentlich zu sterben, ist nur die letzte einer Reihe von Pioniertaten. Ende der Sechziger brach der Harvard- Psychologieprofessor mit der bürgerlichen Karriere, setzte ganz auf die bewußtseinserweiternden Möglichkeiten der Hippie-Gegenkulturen, deren spiritueller Mentor und Slogangeber er wurde. „Turn on, tune in, drop out“ — Leary definierte damit nicht nur ein Generationenprogramm, sondern lebte es auch. Er experimentierte mit LSD, schrieb technik- und wissenschaftsoptimistische Manifeste, ließ sich mit „Come Together“ von John Lennon eine Aufbruchshymne schreiben. „Warum nicht“, sollen laut US- Presseberichten seine letzten Worte gewesen sein. tg