Nur Verlierer bei der Deichamtswahl

■ Weder die Naturschutz- noch die Bürgerliste haben eine Mehrheit erlangt / Über den letzten Wahlkreis muß nun wahrscheinlich das Los entscheiden

Nur Verlierer gibt es nach der Wahl zum Deichamt rechts der Weser. Weder hat es die Öko-Gruppe um den Naturschützer Gerold Janssen geschafft, die deutliche Mehrheit der vergangenen zehn Jahre wiederzuerobern, noch kann sich die bisherige Opposition um den Landwirt Hinrich Klüver über einen Sieg freuen.

Nach Auszählung aller Stimmen, die per Brief oder am Samstag an den Wahlurnen abgegeben worden waren, droht jetzt ein Patt zwischen den beiden Fraktionen. Die „Naturschutzliste – Deichschutz 2001“ hat 15 der 30 Wahlkreise für sich gewonnen, die „Bürgergruppe Deichsicherheit“ kam auf 14 Mandate. In der Gartenstadt Vahr endete die Wahl haargenau unentschieden. Beide Gruppierungen konnten 133 Stimmen für sich verbuchen. Am Donnerstag soll nun der Wahlausschuß entscheiden, an wen das letzte und entscheidende Mandat gehen soll.

„Der Fall ist in der Wahlordnung nicht geregelt“, sagte der amtierende Deichhauptmann Wolfgang Golasowski gestern. Wahrscheinlich werde es nun einen Losentscheid geben. Sollte das Glück dabei der Bürgergruppe gewogen sein, stehen dem Deichamt an der Wümme fünf schwierige Jahre bevor. Beide Fraktionen hätten dann gleichviele Mandate.

„Ein Patt macht uns aber nicht handlungsunfähig“, versuchte Golasowski gestern schon für Schadensbegrenzung zu sorgen. Er selber würde auch in diesem Fall nach der Sommerpause wieder als Deichhauptmann kandidieren. „Für vernünftige Lösungen finden sich immer Mehrheiten“, meint er, „beide Seiten müssen jetzt bereit sein zusammenzuarbeiten.“

Gerold Janssen wollte seine Enttäuschung gestern nicht verbergen. Besonders frustriert hat ihn, daß die Beteiligung an der Wahl, bei der alle Bremer Haus- und Grundbesitzer auf der rechten Weserseite stimmberechtigt sind, nicht über die 13,5 Prozent von vor vier Jahren hinausging. Dabei hatte sich das Deichamt erstmals entschieden, neben der Urnenwahl auch die Möglichkeit der Briefwahl anzubieten. Davon wurde auch Gebrauch gemacht, rund ein Drittel der Stimmen gingen per Post ein. Trotzdem stieg die Wahlbeteiligung insgesamt gerade mal um 0,1 Prozentpunkte auf 13,6.

Hätte es keine Briefwahl gegeben, so rechnet Gerold Janssen jetzt, wäre die Natuschutzliste wieder deutlicher Wahlsieger gewesen. Die Stimmen für die Bürgergruppe kamen zum Großteil per Post. Janssen vermutet dahinter einen gezielten Wahlaufruf der CDU an ihre Mitglieder. Am linken Weserufer, wo es keine konkurrierenden Wahllisten gibt, wird bereits seit fünf Jahren nur noch per Post gewählt, die Beteiligung liegt dabei deutlich höher als auf der rechten Weserseite.

Die 10.300 Zwangsmitglieder des Deichverbandes am rechten Weserufer führen im Jahr rund acht Millionen Mark an Deichbeiträgen an die Zentrale am Lehester Deich ab. 50 Arbeiter und Angestellte, die vor allem für den Bau und die Pflege der Deiche sorgen , werden davon bezahlt. Die Naturschutzliste ist stolz darauf, daß der Deichbeitrag während ihrer Amtszeit in den letzten zehn Jahren durch Rationalisierungen und sparsames Wirtschaften von 1,3 auf ein Prozent des Grundstück-Einheitswertes gesenkt werden konnte.

Ase