Kommentar (s.S.22): Politspielerei
■ Unernstes von der CDU zu Schwarz/Grün
Kaum hat Ralf Fücks bekanntgegeben, daß er nach Berlin stiften gehen wird, da ist allerorten die Betroffenheit groß. Nur Claus Jäger schmeißt dem verhaßten Lieblingsgegner aus der Ampelkoalition gutgelaunt ein paar Schippen Mist hinterher. Daß die Grünen traurig sind – war klar. Daß es bei einigen in der SPD Bedauern gibt – hatten wir erwartet. Daß die AfB Morgenluft schnuppert – naja, viel Erfolg. Viel interessanter sind aber die Reaktionen aus der CDU.
Jens Eckhoff bringt sich noch einmal als Schwarz-Grüner ins Spiel (was ihn vor ein paar Wochen die parteipolitische Karriere gekostet hat) und distanziert sich eilig wieder (was ihm vielleicht die Karriere retten könnte). Ronald Mike Neumeyer, immerhin Fraktionsvorsitzender, bedauert zutiefst Fücksens Abgang. Nur mit dem hätte sich eine schwarz/grüne Option eröffnen können. Aber so? Nein, so sei das Experiment nicht zu machen. Schadeschade!
Das staunende Publikum reibt sich die Augen. So viele verkappte Grünen-Liebhaber bei der CDU, das hatten wir nicht erwartet. Und wie traurig, daß sie sich erst outen, wenn alles zu spät ist. Welch interessante Diskussion hätte es in der Stadt geben können – wenn die Schwarz/Grün-Debatte irgendwann so ernst genommen und betrieben worden wäre, wie die Herrschaften Jungunionisten nun tun. So aber ist sie nichts mehr als eine blöde Politspielerei. Reden wir wieder darüber, wenn es was zu reden gibt . Jochen Grabler
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