Vorbildlich deutsch, aber teuer: Plattenbau wird ökologisches Modellprojekt

Gestern früh hat Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) bei der UN-Städtekonferenz „Habitat II“ die Ausstellung der von Deutschland vorgestellten Modellprojekte eröffnet. Mehr als 100 nationale Vorbereitungskomitees haben über 700 Projekte eingereicht, von denen zwölf am Ende der Konferenz als besonders gelungen ausgezeichnet werden sollen.

Aus Deutschland sind 16 Projekte vorgestellt, aus verschiedenen Regionen und mit verschiedenen Themenstellungen. Am Beispiel Berlin-Hellersdorf, einer Plattenbausiedlung aus DDR-Zeiten, soll etwa gezeigt werden, wie diese überdimensionalen Randsiedlungen, die ähnlich in allen ehemals sozialistischen Ländern zu finden sind, nach den Kriterien der ökologischen Stadtentwicklung umzubauen sind. So ist ein Wohnblock in Hellersdorf mit Regenwassernutzung und Solardach ausgestattet worden, bei der Sanierung wurde auf ökologische Baustoffe zurückgegriffen. Die großen Freiräume innerhalb der Siedlung werden zur weiteren Bebauung genutzt, um eine weitere Flächenausdehnung der Siedlung zu verhindern und städtische Dichte zu schaffen.

In einer Reihe von Seminaren wurden die BewohnerInnen bei der Planung unter Leitung des britischen Architekten John Thompson genauso mit einbezogen wie StadtplanerInnen, Geschäftsleute und LokalpolitikerInnen. Ob sich die Hoffnungen von Bauminister Töpfer erfüllen, Hellersdorf als Modell Richtung Osteuropa zu etablieren, ist allerdings ungewiß: Schon beklagen KritikerInnen, der Hellersdorfer Umbau sei in sich nicht kohärent – nur ein einziger Wohnblock wurde komplett „ökologisiert“ und geriet so teuer, daß ein solches Programm die finanziellen Möglichkeiten osteuropäischer Städte übersteigt. Billigere Arbeitslöhne würden zwar die Kosten senken, sind aber nicht gerade ein werbeträchtiges Argument auf der UN-Konferenz. Bernd Pickert