■ Soundcheck
: Gehört: Sheer und De La Soul

Gehört: Sheer. Alles andere als eine Plage war der Gig der irischen Rock'n'Roll Band Dienstag im Knust. Die Erfahrungen mit wirklichen Heimsuchungen beweist nur das Cover ihres Debüt Albums Infliction: Hämorrhoiden-geschundene Ani und Narbenschwülste, die sich dem Betrachter entgegenwölben. „Please, don't touch me when I'm screaming“, könnte die Botschaft lauten. Das Geschrammel der Gitarre spielenden Schlachtergesellen verdichtete sich im Ohr zu kraftvollem Notenfilz. Darüber lag die klare, aber melancholische Stimme Audray Gallaghers quer zum heavy rockin' and krachig rollin' drumkit. Irgendwo zwischen Björk, Blondie, den Breeders und Pantera liegt die Schnittmenge dessen, was Sheer energetisch betreiben. Die schüchterne Schwermut und der trotzend treibende Sound waren akustisch ein Fest. Die Performance eine Farce oder vielleicht einfach nur britisch verhalten. Wenn Gallagher nicht wenigstens ihre Arme irgendwie drollig und rhythmisch einwandfrei wie Flügel benutzt hätte, hätte CD-anhören gereicht. bkf

Gehört: De La Soul. 16 Seiten Gästeliste, eine Handvoll zahlender Gäste, weil Journalisten so schwer zu begeistern sind, und kostenlose Promotapes für alle – das De La Soul-Konzert im Mojo war eine Werbeveranstaltung, wie sie im alternativen Advertising-Führer stehen könnte. Stakes Is High, das neue Werk der frohen Drei, soll Mitte Juni erscheinen, der Vorgeschmack ließ allerdings den unbedingten Charme und die Bestäubung mit wunderbaren Samples vermissen, mit denen De La Soul zwischen Gänseblümchen und Schulbänken hervortraten.

Rhythmisch ist das Schwung-und-Pausen-Reden von De La Soul auch mit doppelter MC-Verstärkung noch immer jede Kollekte wert, aber das Herz hüpft eben höher, wenn dies Reden auf eine tolle Stelle zuschwimmt, zum mitsingen, gurren oder hüpfen. Und das fehlt trotz guten Grooves. Die neuen De La Soul klingen deswegen ein wenig „irgendwie“. Ist „3“ nicht mehr die „lucky number“? tlb