Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt

Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) UT-Kino

Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer

Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Ufa-Stern, Wall- Ziegelhof-Kino (OL)

Asjas Glück UdSSR 1967, R: Andrej Kontschalovski /Originalfassung mit Untertiteln

„Asias Glück hatte ursprünglich den langen und bedeutungsvollen Titel:“ Die traurige Geschichte von Asja Hinkebein, die hätte heiraten können, doch nicht geheiratet hat, weil sie zu stolz war...“. An eine traurige Geschichte kann ich mich heute allerdings nicht erinnern, sondern nur noch an die Menschen in einem kleinen russischen Wolgadörfchen, ihr Lebensgefühl und ihren Lebensverlauf zwischen Bett und der Arbeit im Kolchos. Der Film wurde seinerzeit scharf zensiert und verurteilt. Er blieb einzigartig in der sowjetischen Filmgeschichte. Natürlich war den jungen russischen Filmemachern längst klar, daß es die Wahrheit nicht gibt, aber dieses Gefühl, diesen Hauch von Wahrheit über das stattgefundene Leben ungewöhnlich gewöhnlicher Menschen hat „Asjas Glück“ tatsächlich.“ (Volker Steinkopff) Kino 46

Das Baumhaus USA 1994, R: Jon Avnet, D: Kevin Costner, Elijah Wood

„Forrest Gump“ präsentierte die jüngere Geschichte der USA als ein Märchen, das von einem netten Idioten erzählt wird, und fing, mit diesem ironischen Dreh, die Stimmung der Geschichte einer Nation ein, die tragisch außer Kontrolle gerät. „Das Baumhaus“ ist „Forrest Gump“ ohne die Witze, ohne die Ironie und ohne jeden Sinn für den historischen Kontext. Obwohl es demonstrativ in den 70er Jahren angesiedelt ist, offenbart dieses Mischmasch aus rührselig, abgedroschenem Moralisieren und albernen erzählerischen Kunstgriffen ein geschichtsbildliches Vakuum von wahrhaft erschütternden Proportionen. Leider poltert Costner durch Wüsten von selbstgestrickten Weisheiten wie ein arbeitsloser Prediger auf der Suche nach einer Pfarrei. Sein Spiel enthält nicht den geringsten Hinweis darauf, daß er das Drehbuch als die pompöse Faselei erkennt, die es offensichtlich ist.“ (Sight and Sound) City, Schauburg

Before Stonewall USA 1984, R: Greta Schiler, Robert Rosenberg

„Seit jenen Juni-Tagen 1969, als die New Yorker „Stonewall“-Bar drei Tage und Nächte von Homosexuellen besetzt und gegen die Polizei verteidigt wurde, treten Schwule und Lesben in vielen Ländern offen auf - mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre das immer schon so gewesen. Das war es aber nicht. Die Autoren Greta Schiller und Andrea Weiss sammelten jahrelang Dokumente, Filmausschnitte und alte Fotos. Sie interviewten vor allem die „ordinary gay people“, nicht die Aktivisten oder die großen Namen, sondern jene, die ihr Leben in Toiletten oder versteckten Räumen gelebt hatten. Kein erklärender Film, sondern ein lebendiges Dokument einer verborgenen Geschichte, voller Witz und Ironie und manchmal auch Traurigkeit.“ (Torsten Alisch) Kino 46

The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane

„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclubbesitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Gababru der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen.“ (epd-Film) Europa, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)

Blue Juice Großbritannien 1995, R: Carl Prechezer, D: Sean Pertwee, Peter Gunn

„Surfen in Cornwall: der Ausgangspunkt von „Blue Juice“ stellt diesen Film in die Tradition liebenswerter englischer Exzentrik. Dies ist ein Film über das (verspätete) Erwachsenwerden, über junge Männer, die entweder ihre einstigen Ideale verraten haben, mit 30 ausgebrannt sind, oder aber alles auf eine Karte setzten, um noch einen Halt zu finden. Das Schöne an dem ersten abendfüllenden Film der jungen Briten Prechezer und Peter Salmi (Buch) ist jedoch, daß er neben den Thrills des Surfens auch eine ansprechende Charakterstudie bietet und das Verführerische des Männerbündischen nicht auf Kosten der weiblichen Figur durchsetzten muß.“ (tip) Atlantis

Die Brücke aus Gras Peru 1979/80, R: Kurt Rosenthal

Dokumentarfilm über eine Hängebrücke, die in Peru in etwa 4000 Metern Höhe den reißenden Fluß Apurimac überspannt. Sie ist die interessanteste Brücke Perus, vielleicht Südamerikas. Ihre Geschichte, ihr Baumaterial und die sozialen Bedingungen, unter denen sie immer wieder mit geflochtenem Gras erneuert wird, machen sie zu einem unvergleichlichen Zeugnis indianischer Kultur. Kino 46

Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang

„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Modernes, Cinema und Muwi- Filmkunst (OL)

Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Sarandon, Sean Penn

Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino

Diabolisch USA 1995, R: Jeremiah Chechik, D: Sharon Stone, Isabelle Adjani, Chazz Palminteri

„Was Henri-Georges Clouzot 1954 in seinem Film „Les Diaboliques“ erdachte, war eine wahrhaft teuflische Konstellation: ein Mann, zwei ihm verfallene Frauen, ein hinterhältiger Mordplan. Die Leinwand selbst wurde da zum schwankenden Untergrund von Verunsicherung, Trug und Verrat, aber auch sexueller Anziehungskraft gegen alles bessere Wissen. Ein Remake dieses Klassikers war von vornherein ein großspuriges Unterfangen, und der Kanadier Jeremiah Chechik scheitert mit einer Kläglichkeit, die eher Beileid den Spott herausfordert. Trotz seiner aparten Schauspielerwahl - Sharon Stone, Isabelle Adjani, dazu Chazz Palmeri - hat Chechik keinen Schimmer, wie sich das morbide Seelendrama für die Gegenwart neu erzählen ließe: auf in die Videothek also und die echten „Diaboliques“ leihen.“ (Der Spiegel) UFA-Stern und UT– Kino

Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol

„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast

Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren

„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City

Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M.Ort, Tim Bergmann

„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel) UT-Kino, UFA-Palast, Apollo (WHV) und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)

Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal

„An Bord einer entführten Passagiermaschine will ein arabischer Fanatiker tödliches Nervengas nach Amerika bringen, um Washington und die Bevölkerung der gesammten Ostküste auszulöschen. Für ein Team von Spezialisten beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Lindenhof- Lichtspiele (Wildeshausen)

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter

Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley

„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Muwi-Filmkunst (OL) und Lindenhof- Lichtspiele (Wildeshausen)

Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama

„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto die Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unheroische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Atelier

Das Glück liegt in der Wiese Frankreich 1995, R: Etienne Chatiliez, D: Michel Serraut, Eddy Mitchell, Carmen Maura

„Francis fabriziert Klobrillen - das sieht man seinem Leben an. Die Ehefrau zetert und zwickt, die Fabrik versackt im Chaos, und die Bank verweigert weitere Kredite. Alles „merde“, kurz gesagt. Erst als eine attaktive Unbekannte im Fernsehen nach ihrem lang verschollenen Gatten fahndet, wendet sich das Blatt des Pantoffelhelden: er sieht aus wie der Gatte - und beschließt bald, sich als selbiger auszugeben. Aus diese Flucht in ein neues Leben hat Etzienne Chatiliez (“Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß“) ein gallische Satire gemacht, der die rechte Galle fehlt. Denn sein großäugiger Trauerkloß, gespielt von Michel Serrault, stolpert in ein Idyll auf dem Bauernhof, daß der Filmemacher nach Kräften verherrlicht. Motto: Wenn es noch solchen Wein und solche Weiber gibt, ist Frankreich nicht verloren.“ (Der Spiegel) Cinema, UFA-Stern

Happy Gilmore USA 1995, R: Dennis Dugan, D: Alan Sandler, Christopher McDonald

„Wer sich über die Mißgeschicke seiner Mitmenschen vor Lachen ausschütten kann, der wird an dieser plumpen Sportkomödie seine helle Freude haben. Die Geschichte des schnell reizbaren Vollchaoten Happy Gilmore, der von einer Karriere als Eishockeyspieler träumt und schließlich Golfprofi wird, um seiner verarmten Oma das Dach überm Kopf zu retten, hätte vielleicht für einen längeren Sketch bei „Saturday Night Live“ gereicht. Man kann auch verstehen, daß Ensemblemitglied Sandler dem Erfolg von „Wayne's World“ nacheifern möchte. aber „Happy Gilmore“ ist schlicht und einfach eben schlicht und einfach.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern und Wall- & Ziegelhof-Kinos

Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Jeffrey USA 1995, R: Christopher Ashley, D: Steven Weber, Patrick Stewart

„Es ist fast schon gemein, „Jeffrey“ herunterzumanchen, eine bescheidene und gutgemeinte romantische Komödie über Sex in der Aids-Ära. Der Film ist nicht dafür geschaffen, genau analysiert und kritisiert zu werden, und die Filmmacher stört dies auch nicht weiter - genausowenig wie das Publikum im Preview, das auch bei den ältesten Tuntensprüchen gutgelaunt loslachte. Es kann auch mal Spaß machen, die kritischen Maßstäbe niedrig zu hängen und es gibt wohl auch gute Gründe dafür, warum schwule Zuschauer, (für die „Jeffrey“ in erster Linie maßgeschneidert ist) genau dies hier machen. Trotzdem: wenn man den Film an einem auch nur halbwegs annehmbaren Standard mißt, werden seine Ungeschicklichkeiten deprimierend deutlich. Aber ein Pluspunkt bleibt Patrick Stewart (der befehlsgewohnte Captain Picard aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“), dessen Leistung als feurige Tunte im großen alten Stil das Konzept der Besetzung gegen den Typ in neue Dimensionen trägt.“ (Sight and Sound) Cinema, Filmstudio

Der kalte Finger Deutschland 1996, R: Ralf Huettner, D: Gruschenka Stevenes, Dominic Raake

„Unter dem Künstlernamen Kim verdient Conny nachts mit Telefonsex die dicke Kohle. Einem Stammkunden, der sich „der kalte Finger“ nennt, erzählt sie Geschichten, statt Orgasmen zu simulieren. Als Frauenleichen gefunden werden, so zugerichtet wie Kim fantasierte, ist klar, daß „der kalte Finger“ seine Kunst allzu ernst nimmt. Auch das Objekt seiner nächsten Performance hat er schon ausgesucht: Kim ! Hätten die Drehbuchautoren vor lauter schönen Datails nicht vergessen, daß ein Thriller auch Suspense benötigt, sie hätten mit dieser 1 a-Besetzung und Inszenierung den großen Wurf landen können.“ (tip) City

La Haine (Hass) Frankreich 1995, R: Mathieu Kassowitz, D: Vincent Cassell / Originalfassung mit Untertiteln

„Hass beginnt mit dem Witz von dem Mann, der von einem Hochhaus fällt. Als er am 9. Stockwerk vorbeikommt, sagt er sich: “Bis jetzt ist noch alles gut gegangen. Schließlich ist es nur die Landung, die zählt.“ Vinz und seine Freunde Hub und Said leben in einem trostlosen Pariser Vorort. Die drei streifen durch „ihre“ cite, die sich nach einer verheerenden Schlacht mit der Polizei im Belagerungszustand befindet. Der in dokumentarischem Schwarzweiß gedrehte erste Spielfilm von Matthieu Kasowitz erzählt ausgewogen und um Authentizität bemüht von dem aussichtslosen Versuch dreier Männer, in einer erbarmungslosen Welt ihre Würde zu behalten. Am Schluß erzählt Hub nocheinmal den gleichen Witz und wir begreifen, daß er damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation beschrieben hat.“ (Otto Lose) Kino 46

Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands

„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person der attraktiven Sera, einer jungen Prostituierten, die auch mit ihrem Leben nicht klarkommt. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persönlichkeit und Tiefe zu beleben. Sie ist für Cage ein tröstender Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem billigen Motel. Dieses Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“ (The Observer) Schauburg, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß Frankreich 1988, R: Etienne Chatiliez

„Die Franzosen sind einmal mehr die Klassenbewußten. Bei ihnen gibt es neurotische Reiche mit Villen und Silberbesteck und chaotische Armen mit viel zu kleinen Wohnungen und viel zu vielen Kindern. Aber Chatiliez bedient nicht das Klischee, sondern benutzt es umgekehrt, um mit Hilfe zweier bei der Geburt vertauschter Kinder die Milieus durcheinanderzuwirbeln und die Rollen neu zu verteilen. Die Kinder entmachten die Großen, indem sie sie mit deren eigenen Mitteln austricksen - ein freches, anarchistisches Stück Kino.“ (taz) Gondel

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die ein knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz.“ (tip) Modernes

Michel bringt die Welt in Ordnung Schweden 1972, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson

Lustiger Kinderfilm über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Filme durfte auch mal eine Reihe von drei Filmen über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Atlantis

Michel muß mehr Männchen machen Schweden 1973, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson

Fortsetzung von „Michel bringt die Welt in Ordnung“ Gondel

Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg

„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern

Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin

„Die beste Thriller laufen im Kopf ab. Das weiß auch jener hyperintelligente Killer, den sie respektvoll den „Lehrer“ nennen. Er setzt gerne seine eigenen Thriller in Szene - mit wirklichen Opfern. Diesmal bedroht er (Alec Baldwin) eine Geschworene, die Bildhauerin Annie (Demi Moore). Annie soll einen Freispruch für den Mafiaboß erwirken, der den Lehrer bezahlt. Wie der Killer Annie umwirbt und erpreßt, ihr Angst einjagd und zugleich mit perverser Logik klarmacht, daß er der einzige ist, dem sie vertrauen darf - das ist eine atemberaubend ausgefeilte Hirnwäsche. Aber bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kino und Wall- & Ziegelhof-Kinos

Nightwatch Dänemark 1994, R: Ole Bornedahl, D: Nikolej Waldau, Kim Bodia

„Mit ausgeprägtem Gefühl für Stimmungen nutzt Bornedahl die unheimliche Aura der einsamen Krankenhausflure. Alfred Hitchcock hätte seine Freude gehabt.“ (TV-Spielfilm) Gondel

Powder USA 1995, R: Victor Salva, D: Sean Patrick Flanery, Jeff Goldblum, Mary Steenburgen

„Powder irrlichtet zwischen allerlei Genres. Es wimmelt von Spuren und Verweisen - das wirkt interessant, aber auch ziemlich beliebig. Der Held ist eine Spielberg-Figur: das Kind, das noch jene Wunder vollbringt, die in der rationalisierten Erwachsenenwelt keinen Platz mehr haben. Aber ebenso erinnert er an Frankensteins Monster, geboren aus Elektrizität: ein unschuldiges Ungeheuer, das vielleicht Opfer des Provinz Miefs werden wird. Und er ist ein Heiliger, der Wissen und Unschuld synthetisiert. Nachdem der Held schließlich noch ein, zwei gute Taten vollbracht hat, hören wir seine frohe Botschaft: Die Welt möge fortan „ohne Lüge und Sarkasmus“ sein. Ein Leben ohne Widersprüche, New Age für Arme. Dann fährt er in den Himmel. Oh, Jesus.“ (epd-Film) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall- Ziegelhof- Kino (OL),

Prinzessin Dornröschen Finnland 1951, R: Edvin Laine

Finnische Verfilmung des Märchens von der verwunschenen Prinzessin, die sich an der Spindel sticht, worauf sie und alle anderen in hundertjährigen Schlaf verfallen. Ein spürbar bemühter Versuch, einen eigenständigen Märchenstil zu finden. UFA-Palast

Das Rosenbett USA 1996, R: Michael Goldenberg, D: Christian Slater, Mary Stuart Masterson

„Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge gewinnt Mädchen zurück. Während diese schlichte Formel bei den meisten Liebesfilmen funktioniert, erscheint sie hier platt und phantasielos. Zu sehr auf schicke Bilder konzentriert, vergißt Goldenberg, die Tiefen einer schwierigen Beziehung auszuloten. Weder glaubt man Mary Stuart Masterson die toughe Geschäftsfrau, noch kauft man dem Blumenlieferanten Slater ab, einst ein Manager gewesen zu sein.“ (tip) UFA-Palast / im UFA-Palast auch Originalfassung ohne Untertitel und Muwi- Filmkunst (OL)

Samba Traore Burkina Faso/Frankreich/Schweiz 1992, R: Idrissa Ouedraogo, D: Bakary Sangare, Mariam Kaba / Originalfassung mit Untertiteln

„Samba Traore bringt die schuldproduzierende Tat noch vor dem Vorspann hinter sich: Eine Tankstelle wird ausgeraubt. Mordopfer sind zu beklagen. Die Narration der Schuldabtragung nimmt mehr Platz ein als die Narration der Schuldverbergung. Großartige Landschaftsbilder, die abgeräumte innere Verfassungen spiegeln, epische Viehauftriebe und einsame Ritte durch die Ebenen. Der Traum vom schnellen Geld, vom leichten Glück wird endlich aufgefressen von einem harten, gleißenden Licht. So zeigt ein afrikanischer Film schattenlos Grenzwerte der Blendung. Mit Ouedraogo tritt ein Genre ins Zeitalter der Reife.“ (Karsten Witte) Kino 46 und Bürgerhaus Vegesack

Serkalo (Der Spiegel) UdSSR 1974, R: Andrej Tarkowskij, D: Oleg Jankowskij, Margarita Terechowa

„Ein Mann, Sohn geschiedener Eltern, auf der Suche nach der verlorenen Zeit und sich selbst. Die stark autobiographisch bestimmte Handlung beginnt um 1930 und endet Anfang der 70er Jahre. Das private Schicksal ist verbunden mit den gesellschaftlichen Erschütterungen und Umbrüchen dieser Jahre. Ein Film, der in vielfältig in- und durcheinanderlaufenden Zeitebenen wie in einem Spiegel unzählig gebrochene Erinnerungen reflektiert und der für viele Kritiker Tarkowskijs reifste und komplexeste Meisterleistung ist.“ (Ulrich Gregor) Kino 46

Show People USA 1928, R: King Vidor, D: Marion Davis, William Hainer / Stummfilm mit live gespielter Klavierbegleitung

„Show People ist die Rarität der Raritäten - ein Film über Hollywood, der nicht nur vergnüglich ist, sondern auch genau. Darüber hinaus läßt er den Mythos Marion Davis zerplatzen - ihre brilliante Darstellung weist keinerlei Ähnlichkeit mit der Figur von Susan Alexander in „Citizen Kane“ auf. Von King Vidor und Irving Thalberg wurde Marion Davis aus der jahrelangen Festlegung auf dramatische Rollen in historischen Prunkstücken, finanziert von William Randolph Harst, befreit, um Komödien zu spielen, die ideal zu ihr paßten. „Show People“ war inspiriert von der Nostalgie für ein Stück Hollywood, das schon am Verschwinden war - die Slapstickkomödie. Zu der Geschichte wurde Vidor inspiriert durch Gloria Swanson, deren Karriere in Sahnetorten-Komödien für Mark Sennett begann.“ (Kevin Brownlow) Kino 46

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: Harvey Keitel, William Hurt

„Wer sich keine Zeit zum Hinsehen nimmt, wird niemals etwas sehen: Paul Austers Leitsatz sagt alles aus über die Wunder des Films, und die unscheinbaren Veränderungen des Alltags. Basierend auf seinem Drehbuch erzählt Wayne Wang in raffiniert aufgebauten Episoden Geschichten und Erlebnisse eines guten Dutzend Personen, deren Wege sich in Auggie Wrens Tabakladen kreuzen. Eine Schule des Sehens und Zuhörens mit vorzüglichen schauspielerischen Leistungen, allen voran Harvey Keitel und William Hurt.“ (Broadway) Gondel

Tim und Struppi im Sonnentempel Belgien/Frankreich 1972, R: Raymond Leblanc

Steven Spielberg hat ja schon vor Jahren versprochen, eine Spielfilmversion von einem Tim und Struppi-Comic zu machen. Aber solange wir noch auf Harrison Ford mit Tims toller Haartolle warten müßen, bleiben uns immmerhin diese Zeichentrickfilme, die im Fernsehen alle Jahre wieder im Vormittagsprogramm wiederholt werden. (hip) Kino 46

Toy Story USA 1995, R: John Lasseter

Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UT-Kinocenter

Das Versteckspiel USa 1995, R: Brett Leonard, D: Jeff Goldblum, Christine Lahti

„Nach zwei Stunden klinischen Todes ins Leben zurückgekehrt, hat ein Mann bedrohliche Halluzinationen, in denen er Zeuge und komplize eines Serienmörders wird. Als er merkt, daß die Morde real sind, muß er um seine eigene Familie fürchten. Einige eindrucksvolle Halluzinations-Sequenzen gehen unter in den Konventionen des Serienkiller-Genres. (tip) UFA-Stern

Wolken ziehen vorüber Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinnen, Kari Väänänen

„Das hier gezeigte Elend, das kein extremes ist, sondern eines, das schleichend herankommt und „normale Leute“ trifft, ruft ein immens großes Mitleid für die liebevoll gezeichnete Figuren hervor. Doch trotz der düsteren Themen Arbeitslosigkeit und Rezession ist das neue Werk des Finnen Aki Kaurismäki erstaunlich optimistisch. Bei aller Tragik brechen sich die komischen Zwischentöne durch die Minimalistik der Dialoge, Mimik und Gestik Bahn. Die dem 1995 verstorbenen Stamm-Schauspieler Kaurismäkis, Matti Pelonpää, gewidmete Tragikomödie ist ein warmherziges, poetisches Märchen.“ (Nina Grundmann) Schauburg

Zwielicht USA 1995, R: Gregory Hoblit, D: Richard Gere, Laura Linney

„Wie „Die Üblichen Verdächtigen“, „Das Messer“ oder„Les Diaboliques“ hat der Film ein giftiges Schwanzende, das die Zuschauer wie eine erwachende Cobra erschrecken soll und sie schmerzhaft mit der Doppelbödigkeit des Bösen sticht. Gere hat endgültig die Manierismen des Schönlings hinter sich gelassen. In seinem Stil ist jetzt etwas mehr Zen.“ (Sight and Sound) City