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: Mantafahrers Traum - und trotzdem mit Größe und Fettigkeit: Fu Manchu sind heute im Knaack

Ein komisches Jahrzehnt, diese Neunziger. Hemmungslos werden Revivals oder sogenannte Rekontextualisierungen betrieben, und wirklich keine popmusikalische Äußerung der letzten vier, fünf Dekaden wird auf dem Müll liegengelassen. Mittlerweile erfreuen sich ja selbst die frühen Achtziger einer frischen Beliebtheit, seit ausgerechnet Everything But The Girl mit ihrem Drum-'n'-Bass-Kitsch ein zweites großes Los gezogen haben.

Auf dem auch nicht ungern besuchten Planeten Rock gibt es neben den hinreichend bekannten Altvordern eine Gruppierung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, irgendwo im Gebiet von Hawkwind und Black Sabbath zu setteln und damit vor allem die psychedelisierten Siebziger auferstehen zu lassen. Da flirtet man begeistert mit Charles Manson, erklärt den Weltraum zur Rock-Zone (Monster Magnet) und versucht – nicht einfach – selbst Wüsten rocken zu lassen (Kyuss).

Brüder im Geiste, doch weder Raumentdecker noch Wärmespender, sind Fu Manchu aus Kalifornien: Mitten im Leben cruisen die lieber auf der Autobahn. Wenn es geht, die Kohle es zuläßt, natürlich bevorzugt in den aufgemotzten Straßenkreuzern der Siebziger, Mantafahrers Traum. Und so klingen auch ihre Songs: Tiefgelegt, breit, röhrend und verchromt kommen da Baß- und Gitarrentöne aus den Boxen, knarzig und ohne überflüssigen Schnickschnack schichten sie – sieht man mal ab von der einen oder anderen obligaten Schleife – Sound auf Sound. Frei von der Leber lieben sie selbstverständlich den Sound von Monster Magnet und den mittlerweile aufgelösten Kyuss (durch deren Vermittlung sie auch den Produzenten für ihr drittes Album „In Search To...“ bekamen), kühlen sich ihr Mütchen an Wayne Kramer und Ozzy Osborne, und kennengelernt haben sie so was bloß als „harten Rock der Siebziger“.

Ganz ohne Arg ist man da, gejammt wird nicht, da werden die Ärmel hochgekrempelt, der Slackerpack U.S.A. liegt auf einem anderen Planeten. Nicht scharf sind Fu Manchu übrigens darauf, ihre Musik mit Theorien vollzuladen (das würde das Leben nur verkomplizieren) oder wenigstens ihren Revivalsound in neue, wegweisende Zusammenhänge zu schmeißen. Macht aber gar nichts, denn wahrscheinlich würden Größe und Fettigkeit dieser Musik bloß darunter leiden. Gerrit Bartels

Fu Manchu, heute ab 21 Uhr im Knaack, Greifswalder Straße 221