Ein Landhaus am Pariser Platz

Das Architektenteam Moore, Ruble, Yudell gewann den Wettbewerb für die US-Botschaft. Nach außen wurde den Gestaltungsrichtlinien Rechnung getragen, innen wird amerikanischer Kitsch zelebriert  ■ Von Uwe Rada

Das Winning team des Architektenwettbewerbs für die US- Botschaft am Pariser Platz war bereits seit einer Woche bekannt, der Entwurf jedoch noch nicht. Gestern nun stellten US-Botschafter Charles Redmann und Bausenator Jürgen Klemann (CDU) das Modell der Architekten Moore, Ruble und Yudell aus dem kalifornischen Santa Monica vor. Es ist vor allem ein postmoderner Kompromiß, der bis 1999 südlich des Brandenburger Tors gebaut werden soll: Am Pariser Platz wird die geforderte Dreigliedrigkeit der Fassade (Sockelgeschoß, „stehende Fenster“ und Attikageschoß) streng eingehalten, an der Ebertstraße leuchtet über der nüchtern gefaßten Kalksteinfront der American dream in Form einer verspielten Laterne aus Kupfer und Glas, während der rückwärtige Gebäudeteil an der Behrenstraße durch Arkaden und Pergolen aufgelockert wird.

Lange Zeit hatte das US-Außenministerium die Entwürfe für seine 100 Millionen Mark teure Botschaft gehütet wie den Goldschatz in Fort Knox. Vor allem die vom Berliner Senat geforderte Blockrandbebauung bereitete den US-Sicherheitsexperten einige Kopfschmerzen. Entwürfe wie der von Kevin Roche und John Dinkeloo, die die Botschaftsfunktionen hinter einer potemkinschen Fassade in ein paar quer zur Geometrie des Platzes angeordneten Bauklötzen versteckten, konnten sich am Ende aber nicht durchsetzen. „Die Architektur der US-Botschaft“, sagte John Ruble vom Siegerteam, „repräsentiert auch die Offenheit und Gastfreundschaft der Amerikaner.“ Mit der Entscheidung für Moore, Ruble und Yudell kann auch Bausenator Jürgen Klemann (CDU) zufrieden sein. Immerhin wird die US-Botschaft, deren Baubeginn im kommenden Jahr sein soll, zusammen mit der Preußenreplik Hotel Adlon und dem Haus Liebermann einmal die moderne Architektur der Akademie der Künste (Günther Behnisch) und der Deutschen Genossenschaftsbank (Frank Gehry) in den Klammergriff nehmen. Schließlich verweigert sich in der zum Pariser Platz gelegenen Front der Botschaft einzig ein kleiner Spalt der planerischen Totalität des Bebauungsplans und gibt den Blick auf die Eingangsrotunde hinter einem gläsernen Vordach frei. Ein Riß in der Optik, der selbst für den Bausenator tragbar ist. Für Klemann ist die Architektur der Botschaft – ganz im Gegenteil zur gläsernen Transparenz der Akademie – schlicht ein „herrlicher Anblick“.

So sehr sich die US-Jury in ihrer einstimmigen Entscheidung bemüht hat, an den Außenfassaden der Botschaft in einen „Dialog mit der städtebaulichen Umgebung“ zu treten, so wenig darf im großzügigen Innenhof des Ensembles der Kitsch fehlen. Einem Raumteiler nicht unähnlich, teilt ein aus schiefen Häuschen angeordneter Gebäuderiegel den Hof in eine Nord- und Südseite. Dieses „Gemeinschaftshaus“ soll nach dem Willen der Architekten einmal zu informellen Treffen anregen und verweist ganz nebenbei auf die identitätssüchtige Symbolik der Amerikaner, selbst am Pariser Platz nicht auf das „traute Heim“ verzichten zu wollen. In Form und Maßstab eines Landhauses, soll der Gebäudekomplex an die „ikonische Bedeutung des Hauses in der amerikanischen Gesellschaft“ erinnern.