Metaphernschlacht zu Tisch

■ Dieter Hildebrandt und Matthias Beltz auf Kampnagel

Liebenswert ist er, sind sie beide. Pfeilschnell, wortwitzig und 69- jährig sitzt er neben seinem 18 Jahre jüngeren, aber nicht weniger die Metaphern schlachtenden Freund vor blauem Samt. Zwei Stunden lang lasen Dieter Hildebrandt und Matthias Beltz alte und neue Texte aus Scheibenwischer- und anderen Zeiten. Kalauer schüttelten und Realsatire rüttelte die Schultern vor und auf dem Podium. Von vorne links kamen zunehmend entgleisende Kichereien, die infektiös um sich griffen. Die Pointen saßen, kamen wie wilde Geschosse um die Ohren der gut 500 Zuhörer geflogen. Man mußte aufpassen, daß man nicht zu spät lacht. Schnelleres Lachen erhöhte die Trefferquote.

Während Beltz es mehr mit Kalauern wie „auf der Mauer, auf der Lauer, liegt der Kalaharibauer“, „Buschman und Bantu brauchen kein Shampoo“ oder mit eigentlich rhetorischen Fragestellungen wie „Wußten Sie, daß das Pferd, das das Arschloch auf dem Rücken trägt, das Reitpferd Maggie Thatchers ist?“ hielt, ist Hildebrandt in weitschweifende semantische Verdrehungen versunken und dennoch klar und assoziativ bei Trost. Da wurde die Regierung mitsamt Waigel, Blüm, Fischer und dem Ehepaar Schröder verballhornt und an Kohl als das gar nichts tuende Wattebäuschchen gedacht, dem es gelungen ist, aus dem Defizit und sich selbst das Doppelte zu machen. Kabarettistisch zu Ehren kamen Monokohlkirch und der Soldat als robbende Werbefläche für Bennetton mit dem Slogan „Knitterfrei im Stahlgewitter, fliegende Mienen danken es Ihnen“. Wunderschön semantisch verknotet war Hildebrandts Stellungslage der Nation. Lagen liegen, aber wie ist das mit der Lage der Nation? Ein schon verdächtiges Wort. Die Frage lautet also nicht, wie geht's, wie steht's, sondern wie liegt's? Der Wirtschaftsstandort Deutschland, der steht also? Aber woran liegt's, daß der Arbeitssuchende ihn nicht findet? Und nur wer in Bonn sitzt, liegt richtig. Die einzig wahre „Leitplanke des Desinformations-Highways“ ist und bleibt die Botschaft, der Staatsbürger müsse ständig auf der Höhe des Denkens seiner Staatsoberhäupter sein. Ganz gleich, wie verwirrt, wie verrexrodt er sein mag, der Staatsbürger. Doch leider: „Jedes gute Gespräch, das weiterführen könnte in diesem Lande, muß man sich ausdenken“, sagte Hildebrandt. bkf