Vorsicht Nachbarn

■ Kriminalpolizei fördert die Wachsamen

„Zeugen verfolgten Handtaschenräuber“ – titelte gestern die Polizeipressestelle in einer Meldung. Ein Ehepaar aus Hastedt beobachtete, wie ein Mann einer älteren Frau in der Innenstadt die Tasche entriß. Per Rad verfolgte das Paar den Täter und stellte ihn kurz darauf. Ein Beispiel der Tatkraft, das Schule machen soll, wünscht sich Eckhard Mordhorst, Leiter der Bremer Kriminalpolizei.

Mordhorst ist in guter Gesellschaft: Bundesweit rufen die Kriminalämter die BürgerInnen zum Kennenlernen und zu gegenseitiger Verantwortung auf: Die Gründung von kriminalpräventiven Nachbarschaftshilfen soll prämiert werden. Das Thema ist Polizeischwerpunkt in diesem Jahr, ein Preis im Gesamtwert von 30.000 Mark ist ausgeschrieben.

„Man muß nicht unbedingt nebeneinander wohnen, man muß die Augen aufhalten“, so Mordhorst gestern vor der Presse. Über 3.000 schwere Diebstähle in Häusern und Wohnungen zählte Bremens Kriminalpolizei im letzten Jahr – nur knapp zwölf Prozent davon sind bislang aufgeklärt.

Nach dem Vorbild des amerikanischen und britischen „Neighbourhood-Watch“ sei also umsichtiges Miteinander gefragt. Mordhorst schlägt vor, nicht nur überquellende Briefkästen von urlau-benden Nachbarn zu leeren, sondern auch Rolläden zu ziehen, Blumen zu gießen und Rasen zu mähen. All dies rein prophylaktisch. Im Straftatsfall bittet die Kriminalpolizei um Anzeige oder Eingriff. Das Wort „Bürgerwehr“ möchte man jedoch nicht hören.

Ein ganzes Paket mit Tips zur Nachbarschaftshilfe kann nun bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle / Am Wall 196 A abgeholt werden. „Hallo, Frau Nachbarin. Hallo, Herr Nachbar“, grüßt eine Broschüre mit dem Info-Material für Gründungswillige. Ein Bogen mit Aufklebern – gelbe Warnschilder mit der Aufschrift „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“ – stecken darin sowie die Zeitung „Sicher leben mit Ihrer Polizei.“

Bundesweit ist inzwischen auch die Einrichtung von Kriminalpräventions-Räten angelaufen. In Bremen hat bislang einer die Arbeit aufgenommen: Im Stadtteil Horn wollen Ortsbeiräte, Unternehmer und PädagogInnen vor allem ein Auge auf die Jugend werfen und ihr alternative Freizeitangebote schaffen. „In anderen Stadtteilen müssen wir dafür noch einige Überzeugungsarbeit leisten“, so Mordhorst. sip