„Faszination an Klaus“

■ Nordkap–Gibraltar mit dem Fahrrad: Der Berliner Klaus Haetzel will das Dutch Ultra Cycling Race gewinnen

Paris–Dakar kriegt Konkurrenz vom Rad: Nordkap–Gibraltar heißen Start- und Zielort des Rennens, bei dem neun Länder und 6.500 Kilometer in 15 bis 17 Tagen mit dem Velo bewältigt werden sollen.

Klaus Haetzel, Berlins bekanntester Extremsportler, und sein sechsköpfiges Team werden dabeisein, wenn am 14. Juni um Punkt zwölf Uhr der Startschuß zum Dutch Ultra Cycling Race, dem längsten und härtesten Radrennen der Welt, fällt. Mit ihnen werden 13 Fahrer aus fünf Ländern (Brasilien, Italien, Tschechien, Deutschland und Holland) quer durch Europa radeln. Initiiert wurde dieses Rennen von einem holländischen Rennveranstalter, der dem jährlich in den USA stattfindenden Race Across America (RAAM – 4.700 Kilometer in neun bis elf Tagen quer durch die Staaten) ein europäisches Pendant entgegensetzten wollte, da die europäische Beteiligung nie sehr groß gewesen ist. Die Kosten für die Anreise hat viele von der Teilnahme abgehalten.

Haetzel, der mit seinen 55 Jahren nicht nur der Senior in seinem eigenen Team, sondern auch im gesamten Starterfeld ist, sieht der Herausforderung relativ gelassen entgegen: „Die Strecke an sich wird natürlich sehr anstrengend sein. Aber wichtiger als die körperliche Fähigkeit ist die Einstellung zu solch einem Radmarathon. Und die ist bei mir sehr gut.“ Haetzel rechnet sich sogar Chancen aus, auf das Siegertreppchen zu steigen, wenn nicht sogar als erster Fahrer durchs Ziel zu kommen. „Momentan bin ich der einzige Fahrer des Dutch Ultra Cycling Race, der Erfahrung in Rennen über sehr große Distanzen hat.“ Der Extremsportler hat schon mehrere Ultra- und Iron-Man-Triathlons erfolgreich bestanden. Er erreichte 1994 bei der RAAM sowohl den 14. Platz im Gesamtklassement als auch den zweiten in seiner Altersgruppe. Befragt nach dem Grund, warum er sich immer wieder solchen Strapazen aussetzt, antwortet er: „Das Lebensgefühl wird durch die im Extremsport gemachten Erfahrungen sehr viel intensiver.“

Auf seinem Weg der Selbsterfahrung wird Haetzel von einer Frau und fünf Männern begleitet, von denen ihn zwei schon bei der RAAM betreut hatten und somit auch über Tourerfahrung verfügen. Dem Team fällt während des Rennens die Aufgabe zu, in zwei sich abwechselnden Autos à drei Personen im Zwölf-Stunden- Rhythmus sowohl für Haetzels körperliches und geistiges Wohl als auch für die Funktionsfähigkeit seiner drei Räder zu sorgen. Die Gründe der Crew, ein solches Rennen mitzufahren: „Es ist sowohl eine logistische Herausforderung als auch persönlicher Ehrgeiz, Klaus wohlbehalten und, wenn möglich, als ersten ins Ziel zu bringen,“ erläutert Matthias Schiel (32), ein ehemaliger Rallyefahrer und nun einer der Teamchefs. Oliver Schmitz, der Fotograf des Teams (30), ergänzt: „Abenteuerlust, Enthusiasmus und die Neugierde auf die Gruppendynamik sind die Dinge, die nicht nur mich dazu bringen, so etwas Verrücktes zu tun.“

Für Axel Rieger und Silvia Rieger-Leißner (beide 31), als Physiotherapeut und Fußpflegerin dafür zuständig, daß Haetzels Körper die täglich zu fahren angestrebten 500 Kilometer ohne größere Leistungsausfälle bewältigen kann, ist die „Faszination an Klaus“ maßgeblich für ihre Beteiligung. Der erste Teammechaniker Martin Klar (24) hingegen wollte seinem Drahtesel „die große Welt zeigen“. Aus Platzgründen muß sein Velo jedoch zu Hause bleiben: „Egal, Hauptsache, es gibt nachher was zu erzählen.“ Norbert Seeger

Der Autor ist zweiter Mechaniker in Haetzels Team.