Auf den Spuren des Falschen Waldemars

■ Die erste VeloTour im Sommer 96: Von Treuenbrietzen nach Wörlitz. Eine Route über ruhige Landstraßen mit mäßigen Steigungen, viel Natur und Spuren eines Krieges zwischen Brandenburgern, Sachsen und Anhaltinern

Vom Bahnhof Treuenbritzen aus fahren wir entlang der Gleise zur B 2 und biegen dort links in Richtung Potsdam ab. Auf dem straßenbegleitenden Radweg erreichen wir so nach einem knappen Kilometer die Altstadt von Treuenbritzen, wo wir links der Straße einen Rest der alten Stadtmauer und die Heilig-Geist-Kapelle (heute Heimatmuseum, geöffnet Mi. bis So., 13 bis 17 Uhr, Sa. und So. auch 10 bis 12 Uhr) vorfinden.

Während Belzig und Jüterbog bis 1815 zu Sachsen gehörten, war Treuenbritzen seit seiner Gründung in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts stets brandenburgisch. Die lateinische Inschrift am Heimatmuseum erinnert daran, daß die Stadt ursprünglich nur Brietzen hieß und den ersten Teil ihres Namens ihrer Treue zu den damals aus dem Hause Wittelsbach stammenden brandenburgischen Markgrafen verdankt: 1348 hatte sie einer Belagerung durch Sachsen und Anhaltiner standgehalten, die die Mark Brandenburg von sich abhängig machen wollten, indem sie den sogenannten Falschen Waldemar, einen angeblichen Abkömmling der 1320 ausgestorbenen Askanier, in seinem Kampf gegen die Wittelsbacher unterstützten.

Wir verlassen die Altstadt, indem wir kurz vor dem Rathaus nach rechts in die kleinsteingepflasterte Bäckerstraße abbiegen. Nach dem Überqueren des Stadtgrabens folgen wir der Fahrradwegweisung und biegen nach links in die Sernowstraße ab. Wir folgen auf ihr dem Kleinsteinpflaster, bis wir den vorbildlich angelegten Asphaltradweg nach Bardenitz erreicht haben. Nach rund 5 Kilometern erreichen wir Bardenitz, wo wir auf der Pflasterstraße nach links bergab in die Ortsmitte fahren. Dort wenden wir uns nach rechts und gelangen auf der gut erhaltenen Kleinsteinpflasterallee über Klausdorf zur B102. Hier erinnert der Rest einer Eisenbahnbrücke daran, daß die Wälder links von uns bis vor kurzem noch der sowjetischen Armee als Truppenübungplatz dienten („Altes Lager“). Der B102 folgen wir ein kurzes Stück in Richtung Jüterbog, um dann gleich wieder rechts nach Maltershausen abzubiegen. Dort geht es am Gasthaus „Zur Kreuzung“ noch einmal nach rechts ab, und wir kommen auf einer Kleinsteinpflasterchaussee (bis Lindow mit Radweg) nach Eckmannsdorf. Dort fahren wir auf der sparsam asphaltierten Dorfstraße immer geradeaus, bis sie am Ortsausgang in die neu asphaltierte Straße nach Danna übergeht. Über Danna gelangen wir bald nach Kurzlipsdorf. Dort radeln wir zunächst halbrechts in Richtung Marzahna durch das Dorf, biegen dann aber am Ortsende links nach Klebitz ab. Nun geht es über Asphaltstraßen nach Klebitz und Zahna, beide Orte liegen bereits in Sachsen-Anhalt.

In Zahna stoßen wir auf den Radweg R4; ihm folgen wir nun über fast 15 Kilometer bis Wittenberg. Zunächst geht es über unangenehmes Pflaster ins Ortszentrum von Zahna. Die abknickende Vorfahrt in der Ortsmitte ignorieren wir und steuern rechts an einem neuen Supermarkt vorbei immer geradeaus in einen kleinen Geh- und Radweg. Schließlich wendet sich der R4 nach links („Külsoer Weg“) und führt durch ein Waldstück. Kurz vor Bülzig (hier ist der R4 sehr unmißverständlich ausgeschildert) nähern wir uns der Bahnstrecke Berlin–Halle bis auf wenige Meter, fahren am Bahnhof links vorbei und biegen dann an den Dorfteichen zweimal rechts ab (erst Beton-, dann Kopfsteinpflaster). Gleich darauf geht es wieder halblinks in die „Zörnigaller Straße“, der wir bis zum Ende des Kopfsteinpflasters folgen. Dem hier rechts abzweigenden R4 folgen wir dann bis Wittenberg.

Unmittelbar vor dem Ortsschild von Wittenberg stoßen wir auf die Landstraße von Zahna, der wir stadteinwärts folgen. Hinter dem gepflasterten Abschnitt geht es rechts ab in die betonierte Hüfnerstraße, die nach einiger Zeit über die Bahn führt und, nach links abknickend, in die Friedrichstraße übergeht. Auf dieser gelangen wir allmählich ins Stadtzentrum, wo wir der Radfahrerwegweisung Richtung Coswig folgen. Über Asphaltradwege und durch die (für Radfahrer freigegebene) Fußgängerzone erreichen wir so die B187, auf der wir die Stadt in Richtung Coswig verlassen.

Um von Wittenberg nach Coswig zu kommen, ist selbst den Planern des Elbradwegs nichts Besseres eingefallen, als die Route an der B187 entlangzulegen. Immerhin ist der straßenbegleitende Radweg nach Coswig lückenlos und größtenteils in gutem baulichen Zustand. Etwa auf der Hälfte der Strecke müssen wir allerdings auf die linke Straßenseite wechseln. Nach 12 Kilometern Bundesstraße mit starkem Lkw-Verkehr und viel Industrie können wir in Coswig endlich nach links zum Fähranleger abbiegen und nach Wörlitz übersetzen (Fährzeiten 7 bis 21 Uhr, bei Hochwasser und Nebel kein Fährbetrieb). Die relative Ruhe der Elbauen müssen wir allerdings mit rund 3 Kilometern Kopfsteinpflaster bezahlen; trotz eines straßenbegleitenden schmalen Seitenpfades sind daher auf dem Weg nach Wörlitz einige Rüttel- und Schüttelpassagen unvermeidlich. Etwa 2 Kilometer hinter der Fähre verlassen wir die Kopfsteinpflasterstraße nach links und fahren auf einem älteren Betonweg weiter. Nach gut 2 Kilometern knickt der Betonweg nach links ab; wir biegen hier rechtwinklig nach rechts auf einen gutgepflegten Schotterweg ab. Bald wird der Wörlitzer Kirchtum sichtbar, und der Weg geht geradewegs auf den Ort Wörlitz zu. Am Ende des Schotterweges wenden wir uns nach rechts und gelangen auf der asphaltierten Hauptstraße rasch in die Ortsmitte. Am Abzweig zum Bahnhof und unmittelbar vor dem Rathaus geht es noch zweimal rechts ab, und schon stehen wir am Südrand des Parks zwischen Schloß und Kirche.

So beschwerlich die Anfahrt, so schön sind die im englischen Stil gestalteten Parkanlagen. Die Räder müssen zwar draußen bleiben, doch ist dies angesichts der verwinkelten, engen Wege im Park durchaus verständlich. Für die Besichtigung der Gartenanlagen sollte man mehrere Stunden Pause einplanen. Zurück fahren wir die B107 durch den Ort und biegen vor dem Ortsausgang links zum Bahnhof ab. Roland Jannermann

Zugverkehr: Von Wörlitz nach Dessau nur vom 2.6. bis 28.9., Verkehrstage Sa., So. und Mi., 27.6. bis 7.8. täglich, Abfahrt 11.50 und 17.50 Uhr. Fahrzeit von/nach Berlin- Lichtenberg im InterRegio gut eine Stunde. Weitere Infos: ADFC, Telefon: 4484724.