■ Querspalte
: IG cool: Zwickel on stage

„Uuuh, Baby, uuhh, Klaus Zwickel schubiduuh, es ist heiß, und du bist cool, ich plumps' jetzt in den Swimming-pool, uuhh, Baby, uuhh.“

Das war jetzt hundsgemein und schwer diffamierend. Weil: Die erste, soeben erschienene Compact-Disk der IG Metall hat natürlich ganz andere Texte. Wir hören: „Ich bin seit vielen Jahren Meister, doch ist alles Scheibenkleister, weil die Zeiten schlecht sind, und ich keinen Job find'...“ Das war jetzt die reine Wahrheit.

Wem es beim Lesen zu hölzern klingt, der sollte sich mit Kaffeelöffel und Marmeladenglas ein bißchen Rhythmus drunterlegen, das Ganze als Sprechgesang intonieren und am Ende ein cooles „yeaahh!“ hinterherschicken. Zuvor lassen wir uns als alte Gewerkschafter den typischen Klobrillenbart wachsen und setzen die IG-Metall-Baseball-Cap verkehrt rum auf. Dann spielen wir den „Bündnis- für-Arbeit-Rap“ noch mal von vorn. Und an der Stelle „wenn du die totale Leere hast, weil du leider, leider, leider keine Lehre hast“ können unsere Kids ruhig mal mitsprechsingen.

„Das hat auch etwas mit Mitgliederwerbung zu tun“, sagt IG-Metall-Werbeleiter Schmitz. Wir hatten's uns beinahe schon gedacht. 1.500 Exemplare wurden ausgeliefert, aber noch ist nicht sicher, ob sich jemand traut, sie auch abzuspielen.

Uns erinnert die Aktion „Rapping Zwickel“ verschärft an die Gitarren- Kaplane der 70er Jahre, die ihre leeren Kirchen mit Pfadfinder-Akkorden und Dylan-Sound füllen wollten. Wir haben noch freudig das „Klopf, klopf, klohopf an Gottes Tühür“ (Knocking on heaven's door“) im Ohr.

Bei der IG Metall indes ist zu fragen, ob das Genre wirklich richtig gewählt ist. Rap ist erstens aggressiv, zweitens bösartig und drittens politisch. Alle drei Eigenschaften gehen den Gewerkschaften seit langem ab.

Heavy Metal wäre sicher authentischer gewesen. Oder noch besser und passend zum freien Fall der Mitgliederkurve: ein Blues. Manfred Kriener