Fit machen für den Wahlkampf

■ Die GAL entscheidet sich für ein bezahltes ParteisprecherInnen-Duo und bereitet sich auf ein rot-grünes Bündnis vor Von Florian Marten

Die Mehrheit war knapp, aber dennoch: Nachdem die Parteibasis der Hamburger Grünen in ihrer ersten Mitgliederbefragung mit 64 zu 28 Prozent für die Einführung von ParteisprecherInnen votiert hatte, folgte am Wochenende eine erstaunlich gut besuchte Migliederversammlung im Gewerkschaftshaus diesem Votum mit der für eine Satzungsänderung erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit. 106 von 149 Stimmen pro Professionalisierung, nur 42 dagegen.

Die ParteisprecherInnen sollen, so hoffen mittlerweile nicht nur die Realos, den bisher öffentlich kaum wahrgenommenen elfköpfigen Landesvorstand stärken und verläßlicher machen. GAL-Fraktionschef Willfried Maier: „Im Fall von Koalitionsverhandlungen brauchen wir eine artikulationsfähige Partei, die schnell und verläßlich agieren kann.“

Damit zeichnet sich auch in Hamburg eine Entwicklung ab, die derzeit viele grüne Landesverbände prägt: Der linke Flügel spaltet sich in einen fundamentalistischen Block, der Regierungsbeteiligungen skeptisch gegenübersteht, die linke Mehrheit aber entscheidet sich für eine Kooperation mit den Realos. GALionsfigur Krista Sager zur taz: „Wir brauchen auch für den kommenden Bürgerschaftswahlkampf ein innerparteiliches Mitte-Links-Bündnis.“

Zum Test für ein derartiges Bündnis dürfte die Besetzung der beiden neuen SprecherInnen-Ämter werden: Zwar wurde die Wahl der ParteichefInnen vertagt, doch hinter den Kulissen toben bereits die Kämpfe. Gesucht werden ein Mann und eine Frau, die jeweils einen Flügel repräsentieren, sich aber auch durch Integrationsfähigkeit und öffentliche Ausstrahlung auszeichnen sollen. Die Bundestagsabgeordnete Kristin Heyne: „Wir brauchen Personen, denen die Bevölkerung vertraut.“

Bislang tun die Grünen sich jedoch schon schwer, Menschen zu finden, denen sie flügelübergreifend selbst trauen. Hinter den Kulissen war zunächst das Pärchen Tina Rosenbusch (links) & Jo Müller (Oberrealo) im Gespräch. Rosenbusch, die das SprecherInnen-Modell vehement bekämpfte, und Müller, der selbst bei vielen Realos als „viel zu stark polarisierend“ gilt, würden jedoch, so meinen auf Erfolg orientierte grüne WahlkampfstrategInnen, eher Streit als Integration transportieren.

Die Parteilinke hat sich deshalb auf die linke Pragmatikerin Antje Radcke geeinigt (Hamburg-Nord), die Realos favorisieren den bedächtigen Wissenschaftler Heinz Spilker. Spilker und Müller erklärten gegenüber der taz ihre Bereitschaft, im Fall der Fälle zu kandidieren. Allerdings, so die beiden unisono: „Eine Kampfkandidatur wird es nicht geben.“

Der erste grüne Landesparteitag nach der Sommerpause soll die ChefInnen küren. Dann erst gibt es Klarheit über die Entlohnung: Im Gespräch ist eine Summe von 1.000 bis 2.000 Mark pro Monat.