Peepshow für Piepmätze

■ Bei der Partnerwahl der Zebrafinken spielt das Licht eine entscheidende Rolle

UV-Licht macht schön: Diese Weisheit ist nicht nur fanatischen Sonnenanbetern und Bräunungsstudiobesuchern Begründung für ihr Treiben. Zebrafinken denken genauso. Es ist schon länger bekannt, daß Vögel eine andere Farbwahrnehmung haben und mehr sehen können als wir Menschen: Neben Blau, Rot und Grün können sie auch ultraviolettes Licht wahrnehmen, das uns Menschen verborgen bleibt. Finken sehen die Welt anders, und wie sich jetzt herausstellte, spielt diese Fähigkeit für sie offenbar eine wichtige Rolle bei der schönsten Sache der Welt.

Zebrafinken sind zwar auch für den Menschen farbenprächtig anzusehen, doch für die Artgenossinnen kommen die Farben des Gefieders erst im UV-Licht zur Geltung. Eine britische Forschergruppe in Bristol hat kürzlich das Sexualverhalten dieser Vogelart von einer bisher wenig beachteten Seite beleuchtet. Man ersann einen trickreich konstruierten Käfig, in dessen Mitte, umgeben von vier männlichen Vertretern ihrer Gattung, ähnlich also einer Peepshow, ein Zebrafinkenweibchen saß. Anders als zumeist beim humanoiden Pendant, herrschte hier jedoch Damenwahl: Das Weibchen in der Mitte hatte seine Artgenossen in den vier angrenzenden Kammern zu begutachten.

Der Clou dabei: Die Zebrafinkenmännchen wurden durch diverse optische Filter von der Dame ihres Herzen getrennt. Begann das Finkenweibchen aufgeregt zu hüpfen, sobald es ein Männchen sah, schlossen die Forscher daraus, daß es eines respektablen Traummannes angesichtig worden war. Hüpfte es nicht, war das Männchen offenbar uninteressant für das Weibchen. Die Beobachtungen der britischen Forschergruppe sind aufschlußreich: Die männlichen Zebrafinken wirken offenbar nur dann attraktiv, wenn sie in ihrer vollen ultravioletten Schönheit zu bewundern sind. Wurde das UV- Licht dagegen herausgefiltert, war der potentielle Partner nicht sonderlich interessant.

Worauf die Zebrafinkenweibchen aber letztendlich gesteigerten Wert legen, ob auf ein im ultravioletten Licht leuchtendes Brustgefieder oder eine, in diesem Licht besehen, besonders eindrucksvolle Flügelzeichnung, konnten die Forscher bisher nicht ergründen. Bei der Partnerwahl der Vögel bleibt also nach wie vor noch einiges verborgen. Eine Sonnenbank brauchen sie aber nicht. Stefan Albus