Kein Knüppel-Segen

■ Polizeipastor Jobst-Heinrich Ubbelohde: „Die Polizei, Dein Freund, braucht Helfer“

Sein Polizeibild hat sich positiv verändert, doch: „Ich kein Pastor, der die Knüppel segnet“, sagt der evangelische Theologe Jobst-Heinrich Ubbelohde entschieden. Seit einem Jahr ist der 50jährige als Polizeiseelsorger der niedersächsischen Kirchen unterwegs. Manchen Einsatz hat Ubbelohde seitdem hautnah erlebt.

Besonders die jungen Beamten sind nach seinen Beobachtungen oft mit ihren vielfältigen Aufgaben überfordert. Jüngstes Beispiel: Gorleben. Mancher Polizist sei frisch von der Polizeischule gekommen und fand sich mitten im Großeinsatz wieder. Wie man Polizeiketten bildet, den Schlagstock gebraucht oder sich bei Festnahmen korrekt verhält, sei in der Ausbildung geprobt worden. Die psychologische Betreuung der Beamten kommt nach Ubbelohde aber häufig zu kurz.

Einige der 20 bis 25jährigen Polizisten hätten sich sehr als „Lückenbüßer“ für eine Politik gefühlt, die solche Auseinandersetzungen herbeiführe: „Wir müssen für die Gesellschaft die Kohlen aus dem Feuer holen“ - eine Aussage, die der Pastor bei den Auseinandersetzungen um den Castor-Transport nicht nur einmal gehört hat. Natürlich gibt es auch gerade unter den Jungen viele, die die Atompolitik aus verschiedenen Gründen selbst ablehnen, berichtet der Pastor. Doch die eigenen Ängste müssen immer außen vor bleiben.

Genau hier sieht Ubbelohde seine Aufgabe als Seelsorger. In seinem berufsethischen Unterricht sollen die Beamten die Möglichkeit haben, über Gefühle zu reden: „Vielen fällt das sehr schwer.“ Auch bei der täglichen Arbeit ist Unterstützung nötig, findet der Pastor. In Abwandlung des alten Spruches: „Die Polizei, Dein Freund, braucht Helfer.“

Häufig seien die Beamten für Menschen in Not die einzigen Ansprechpartner: „Sie müssen in die Bresche springen, wenn andere ausfallen.“ Dazu gehöre, Todesnachrichten zu überbringen, Selbstmordgefährdete zu betreuen, schwerste Unfälle aufzunehmen, bei Familienkonflikten einzuschreiten oder in der Drogenszene zu ermitteln. Ubbelohde wünscht sich eine sehr viel engere Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den Kirchengemeinden: „Es geht immer um Menschen – und für die sind wir alle zuständig.“

Ulrike Millhahn, epd