Zug um Zug zur Rettung des Vulkan

■ Konzertierte Aktion von Senat, Verwaltern und IG Metall

Wenn alles gut geht, kann in der kommenden Woche der Vertrag über den Auftrag der zwei nächsten Containerschiffe für die Vulkan-Werft unterschrieben werden. Das sagte Konkursverwalter Jobst Wellensiek nach einem Gespräch mit den Senatsspitzen und IG Metall-Bezirkschef Frank Teichmüller. Die Runde war sich einig: Zug um Zug müßten nun die Voraussetzungen für ein Überleben der Werften geschaffen werden, sagte Bürgermeister Henning Scherf (SPD).

Die vom Senat mit 20 Millionen Mark vorfinanzierte Projekt- und Akquisitionsgesellschaft sei gegründet, so der Konkursverwalter. Teichmüller bestätigte den von der IG Metall angebotenen Lohnverzicht von etwa 20 Prozent, der über Kürzungen von Zuschlägen, Überstunden und Sonderzahlungen erbracht wird. So können die Konkursverwalter die neuen Lohnkosten in ihre Angebote mit einrechnen. Ein neuer Geschäftsführer auf der Vulkan-Werft soll die Arbeitsorganisation verbessern und den Riß zwischen Belegschaft und Geschäftsführung kitten.

„Der Vertrag gilt aber nur, wenn es auch neue Aufträge gibt“, betonte Teichmüller. Den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung gegenüber anderen Werften ließ Teichmüller nicht gelten. Der Lohnverzicht gelte nur für Aufträge, die der Vulkan sowieso schon erhalten habe und die wegen der zu hohen Kosten „notleidend“ geworden seien.

Der Änderungstarifvertrag für die Vulkan-Werft und für Schichau-Seebeck in Bremerhaven soll rückwirkend zum 1. Juni in Kraft treten. Über die genaue Laufzeit wurden noch keine Angaben gemacht. Wellensiek geht jedoch davon aus, daß der Verzicht für die Zeit des Konkursverfahrens gilt.

Teichmüller versicherte, daß die Gewerkschaft sich gegen Begehrlichkeiten nach Lohnverzicht an anderen Werftstandorten stemmen werde: „Hier ist eine Sondersituation. Im Konkurs ist nachprüfbar kein Geld vorhanden“. Auf die Dauer sollten aber wieder Tariflöhne bezahlt werden.

Das gelte etwa für einen möglichen Investor. Der sei aber erst zu finden, wenn die Werften bewiesen, daß sie Schiffe auch kostendeckend bauen könnten, sagte Wellensiek.

Weitere Kostensenkungen müßten daher über die Preisnachlässe der Zulieferer und Verbesserungen der Arbeitsorganisation erzielt werden. So soll die Zahl der Überstunden durch Flexibilisierung der Regelarbeitszeit verringert werden.

Weil das Vertrauensverhältnis zwischen Vulkan-Werft-Geschäftsführung und Belegschaft „nachhaltig gestört“ sei, habe er gestern mit Manfred Futterer einen neuen Geschäftsführer eingesetzt. Futterer habe schon häufiger Konkursfirmen geführt, die Wellensiek verwaltet habe. jof