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: Die Krankheit als Weg

Scharping, Rexrodt, jetzt Kohl. Bonn hat die Seuche. Der Kanzler ist, wie AP meldet, im Pfälzer Wald „über eine Wurzel gestolpert und hingefallen“. Dabei prellte er sich die Schulter und mußte „ins Krankenhaus“. Den Empfang für „Jugend forscht“ ließ Kohl absagen.

Die ungewöhnliche Häufigkeit der Morbidität ist kein Zufall. Beim Blick auf die politische Großwetterlage fällt sofort die Dramatik der Krise auf und die Ratlosigkeit der Akteure. Krankheit als Weg? Als Ausweg?

Warum wohl ist Scharping auf der abschüssigen (!) Landstraße 323 nahe des Jammertals (!) in einer Linkskurve (!) auf den Kopf gefallen (!)? Dazu noch mit überhöhter Geschwindigkeit, also das vom linken Parteiflügel geforderte Tempolimit mißachtend. Die Landstraße mit der doppelten 3 – erinnert sie nicht fatal an die zerstrittene Troika? Ist dieser Sturz nicht ein einziges Aufbegehren gegen die SPD-Talfahrt, gegen die Linken, gegen Oskar?

Fall zwei: Rexrodt wurde von tropischen Plagegeistern gebissen. Malaria tropica, Sumpffieber, wimmelnde Tierchen im Blut. Künstliches Koma, frisches Spenderblut transferiert. Werfen wir einen Blick auf die FDP. Eine Partei, die jahrelang im Koma lag, die dringend frisches Westerwellesches Blut braucht, die agiert, als hätte sie der Affe gebissen. Steckt diese FDP der wimmelnden Plagegeister nicht immer noch tief im Sumpf? Rexrodts Krankheit – ein Hilfeschrei.

Fall drei, der Kanzler. Gestolpert (!), gestürzt (!), auf der Schulter (!) gelandet. Im Wald. Und dies, just als das Waldsterben neu eskaliert, Bonn aber die Ökopause ausruft. Rächt sich die geschundene Natur? Typischerweise wird ausgerechnet die verantwortungsbeladene breite Schulter des Kanzlers verletzt. Wir fragen: Ist Kohls Straucheln nicht schon der Probelauf für seinen politischen Sturz? Und dann die Absage an die Jugend. Will der Alte ewig Kanzler bleiben?

Scharping, Rexrodt, Kohl, drei Krankheiten, eine Ursache: die Krise. Manfred Kriener