Hühnerbaron bleibt der Käfig erspart

■ 2,2 Millionen Mark Geldstrafe und zwei Jahre auf Bewährung für für Hühnerbaron Pohlmann. Verfahren gegen Sohn mit 100.000 Mark Geldstrafe eingestellt. Pohlmann-Farmen in den USA

Bremen (taz/dpa) – Ein echter Hühnerfreund muß Federn lassen — aber nicht in den Käfig steigen. Das Oldenburger Landgericht verurteilte gestern den „Hühnerbaron“ Pohlmann zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und zwei Millionen Mark Geldstrafe.

Daß es dabei der wiederholten Beteuerung Pohlmanns, er habe seine Hühner nur deshalb mit verbotenen Desinfektionsmitteln gefüttert und besprüht, um sie vor einem qualvollen Parasitenbefall zu schützen, keinen Glauben schenken würde, war bereits während des dreitägigen Verfahrens immer wieder zu spüren.

Die Staatsanwaltschaft hatte gestern nachmittag in ihrem Plädoyer eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren sowie 4,2 Millionen Mark Geldbuße gefordert. Das Urteil stand bei Redaktionsschluß noch aus.

Bereits am Vormittag hatte das Gericht Pohlmanns 25jährigen Sohn Stefan zu einer Geldstrafe von 100.000 Mark verurteilt. 5.000 Mark davon muß er direkt an den Farmarbeiter Fikret Özdemir zahlen, der im vergangenen Jahr beim Versprühen von Nikotin in einem Pohlmann-Stall lebensgefährliche Vergiftungen erlitten hatte. Pohlmann Sohn und Senior hatten im Prozeß gestanden, daß sie die dringend erforderliche ärztliche Hilfe verzögert hatten, um den verbotenen Nikotineinsatz zu vertuschen.

Geldstrafen kann die Familie Pohlmann offenbar locker verkraften. Mit den Worten „paßt doch“ kommentierte Sohn Stefan die ihm aufgebrummten 100.000 Mark. Auch sein Vater wirkte in dem Prozeß erstmals erleichtert, als das Verfahren gegen den Sohn ohne Haftstrafe eingestellt worden war.

Geld ist bei Pohlmanns kein Problem. Schließlich soll der Hühnerbaron für sein im Januar verkauftes deutsches Legebatterie- Imperium rund 300 Millionen Mark bekommen haben.

Außerdem gehören ihm im US- Bundesstaat Ohio weitere Hühnerfarmen mit rund acht Millionen Tieren. Und dort hat das in Deutschland verhängte Tierhaltungsverbot keine Bedeutung.

Als Pohlmann in einer Verhandlungspause das Gericht verließ, stieß er vor der Tür auf einen seiner erbittertsten Gegner. Der Osnabrücker Kreisstagsabgeordnete Johannes Bartelt stand dort mit einem der gelben Nikotinkanister, der angeblich aus einem Stall des Hühnerbarons stammt. ase