Gurgeltrompete

■ Das Hamburger Duo Ulherr & Ritthoff gastierte bei den MIB-Improvisationen

In angenehmem Gegensatz zur sommerlichen Hitze verbreiteten die beiden Hamburger Gäste der MIB (MusikerInnen-Initiative Bremen) zunächst eher kühle musikalische Stimmung bei der monatlichen Jazz-Jam im Hause. Die beiden MusikerInnen bevorzugen ein sehr verhaltenes und sparsames Spiel, in dem die Stille zwischen den Tönen eigenen Raum gewinnt. So haben die Improvisationen immer etwas Fragmentarisches, Sporadisches.

Ritthoff verweigert sich konsequent jeder rhythmischen Struktur, ist mehr an Sounds interessiert. Er erweitert das Klangspektrum seines Drumsets durch Schleifpapier, Blechstücke und diverse Klapper-Utensilien. Ulherrs Trompetenspiel ist auf Reduktion angelegt. Mit Dämpfern, meist leicht gepreßtem Ansatz und in der Regel nur kurzen Tonfolgen begibt sie sich auf die Suche nach dem wesentlichen Kern.

Während Schlagzeuger Wolfgang Ritthoff seine Toms und Becken anfangs mit Schlägeln nur antupfte und diese sich an der Grenze zur Andeutung bewegenden Klänge ganz allmählich zu kleinen Wirbeln verdichtete, ließ Trompeterin Birgit Ulherr kurze, stockend aneinandergereihte Tonfolgen hören, die in langgezogenen Tönen ausliefen, manchmal wie Klagelaute anmutend. Bestimmend war für beide der Eindruck der Reduktion; das Spiel wirkte dadurch eher rudimentär. Etwas mehr Dynamik wäre wünschenswert gewesen.

Für die sorgte im zweiten Set der Bremer Schlagzeuger Reinhard Schiemann. Durch ihn änderte sich die Stimmung unmittelbar. Gleich ging es etwas wilder, expressiver zu. Schiemann schuf durch ein bewegliches Rhythmustableau, in das metrische Muster durchaus integriert waren, eine größere Dynamik und präsentere Spannnungsbögen. In diesem Umfeld blies auch Ulherr expressiver. Mit Wasser im Mund erzeugte sie gurgelnde Klacker-Laute, ihre stockenden Dreitonfolgen steigerten sich zeitweise zu Schreien. Die Gebrochenheit ihres Spiels bekam dadurch einen interessanten Kontrast.

Ritthoff hatte das Drumset mit dem Mikrofon getauscht und ließ seine Stimme ächzen, krächzen, näseln, blubbern und zischen. Seine Sprachfetzen hörten sich zwischenzeitlich wie aus dem Radio an. Pfeifend zog er die Luft durch die Nase ein. So wirkte der zweite Set, nicht zuletzt durch die Impulse Schiemanns, spannender und weniger akademisch. Arnaud