Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt

Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) Ufa-Stern, Wall-Kino (OL)

A

Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer

Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Ufa-Stern, Wall- Ziegelhof-Kino (OL)

Angel Baby Australien 1995, R: Michael Rymer, D: John Lynch, Jacqueline McKensie

Wenn Harry zum ersten Mal Kate ansieht, weiß man sofort, daß sie füreinander bestimmt sind. Aber die beiden begegnen sich in einem psychiatrischen Therapiezentrum, denn Harry und Kate leiden an immer wiederkehrenden Psychiosen. Und während Regiseur Michael Rymer von ihrer großen Liebe erzählt, zeigt er uns auch, von welchen Ängsten, Zwängen und Alpträumen die beiden heimgesucht werden. Durch eine sehr subjektive Kamera sehen wir meistens die Welt mit ihren Augen und erkennen, welche Anstrengung es sie kostet, die alltäglichen Dinge zu bewältigen. Denn das von ihnen ersehnte „normale“ Leben mit Wohnung, Arbeit und Kind bleibt für sie immer unerreichbar, und es ist herzzerreißend mit ansehen zu müßen, wie die beiden sich bei ihrem ständigen Kampf gegen die inneren Dämonen mit allen Kräften umeinander bemühen. (hip) Cinema

B

Das Baumhaus USA 1994, R: Jon Avnet, D: Kevin Costner, Elijah Wood

„Forrest Gump“ präsentierte die jüngere Geschichte der USA als ein Märchen, das von einem netten Idioten erzählt wird, und fing, mit diesem ironischen Dreh, die Stimmung der Geschichte einer Nation ein, die tragisch außer Kontrolle gerät. „Das Baumhaus“ ist „Forrest Gump“ ohne die Witze, ohne die Ironie und ohne jeden Sinn für den historischen Kontext. Obwohl es demonstrativ in den 70er Jahren angesiedelt ist, offenbart dieses Mischmasch aus rührseligen, abgedroschenem Moralisieren und albernen erzählerischen Kunstgriffen ein geschichtsbildliches Vakuum von wahrhaft erschütternden Proportionen. “ (Sight and Sound) City

The Big Blue (Im Rausch der Tiefe) Frankreich 1987, R: Luc Besson, D: Jean-Marie Barre, Rosanna Arquette

Wunderschöne Unterwasseraufnahmen und ein leider ziemlich alberne Geschichte über zwei Taucher, die im ewigen Wettstreit darüber liegen, wer von ihnen am längsten und am tiefsten unter Wasser ohne Atemgerät tauchen kann. Rosanna Arquette stolpert zwischen den Tauchgängen unbeholfen über Bootsplanken und bewundert den schönern der beiden Wassermänner, doch dieser scheint sich mehr für Delphine zu interessieren. (hip) Modernes

The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane

„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane.“ (epd-Film) Europa, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)

Blue Juice Großbritannien 1995, R: Carl Prechezer, D: Sean Pertwee, Peter Gunn

„Surfen in Cornwall: der Ausgangspunkt von „Blue Juice“ stellt diesen Film in die Tradition liebenswerter englischer Exzentrik. Dies ist ein Film über das (verspätete) Erwachsenwerden, über junge Männer, die entweder ihre einstigen Ideale verraten haben, mit 30 ausgebrannt sind, oder aber alles auf eine Karte setzten, um noch einen Halt zu finden. Das Schöne an dem ersten abendfüllenden Film der jungen Briten Prechezer und Peter Salmi (Buch) ist jedoch, daß er neben den Thrills des Surfens auch eine ansprechende Charakterstudie bietet und das Verführerische des Männerbündischen nicht auf Kosten der weiblichen Figur durchsetzten muß.“ (tip) Atelier

Die Brücken am Fluß USA 1995, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Meryl Streep

„Dies ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren tough guy. Und mehr als das: Hier hat der Regisseur tatsächlich seinen ersten Frauenfilm gedreht. Ein altmodisches Kammerspiel, einen Film, der nicht mehr als eine einfache Geschichte von zwei Menschen erzählen will. Denn die Welt der Menschen, das hat Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“ (Der Spiegel) Modernes

C

Citizen Kane USA 1941, R: Orson Welles, D: Orson Welles, Joseph Cotton

„Wir liebten diesen Film abgöttisch weil er so vollständig ist - psychologisch, sozial, poetisch, dramatisch, komisch, grotesk. „Kane“ demonstriert zugleich den Willen zur Macht und macht sich darüber lustig; er ist eine Hymne auf die Jugend und eine Mediation über das Altern, eine Studie der Eitelkeit allen menschlichen Ehrgeizes und ein Gedicht über den Verfall. Und unter all dem eine Reflexion über die Einsamkeit von außergewöhnlichen Menschen, Genies oder Monster, monströse Genies.“ (Francois Truffaut) Kino 46

D

Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Sarandon, Sean Penn

Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) UT-Kino

Diabolisch USA 1995, R: Jeremiah Chechik, D: Sharon Stone, Isabelle Adjani, Chazz Palminteri

„Regisseur Chechik scheitert mit einer Kläglichkeit, die eher Beileid den Spott herausfordert. Trotz seiner aparten Schauspielerwahl - Sharon Stone, Isabelle Adjani, dazu Chazz Palmeri - hat Chechik keinen Schimmer, wie sich das morbide Seelendrama für die Gegenwart neu erzählen ließe: auf in die Videothek also und die echten „Diaboliques“ leihen.“ (Der Spiegel) UT-Kino

Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol

„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast

Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren

„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City

E

Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M.Ort, Tim Bergmann

„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel) UT-Kino, UFA-Palast, Apollo (WHV) und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)

Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal

„Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter

F

Frech wie Krümel Dänemark 1991, R: Sven Methling

Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Krümel Krümelborg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem chaotischen kleinen Bruder, sondern auch noch mit Bankräubern herumschlagen muß. Schauburg

G

Girl 6 USA 1996, R: Spike Lee, D: Theresa Randle, Madonna, Naomi Campbell, Quentin Tarantino

"Girl 6“ wirft vielleicht mehr Bälle in die Luft, als er dann schließlich jonglieren kann, aber auch dieser Film von Lee ist alles andere als langweilig. „Erzählt“ wird die Geschichte eines umwerfend aparten Mädchens, genannt Girl 6, gespielt von Theresa Randle, die mit ihren schauspielerischen Ambitionen zunächst einmal beim „heißesten Regisseur Hollywoods“ landet, der ist niemand anders als Quentin Tarantino. Danach springt der Film ins 19. Jahrhundert, zurück zum Roman aus der Sparte „gefallendes Mädchen“, Unschuld vom Lande. Man sieht Girl 6 beim Gemüsehändler mit Papayas und Auberginen hantieren, bevor sie dann nach einer Vielzahl kleiner Jobs beim Telefonsex landet. Ich habe das Kino der Zukunft gesehen, und es ist eine CD-Rom.: im Mausklick-Tempo changiert Theresa Randle nun von Angela Davis zum blonden Schulmädchen, von der braven Hausfrau zu erzürnten Carmen usw, je nachdem, als was Arbeitgeber und Kunden sie zu sehen wünschen.“ (taz) City

H

Hackers USA 1995, R: Iain Softley, D: Johhny Lee miller, Angelina Jolie

„Hier ist das erste Dilemma, das sich jedem stellt, der einen Teenager-Aktion-Abenteuer-Liebesfilm über Computer-Kids machen will: Wie kann man das ewige Tastentippen aufregend machen ? Die Macher von „Hackers“, einem wilden Kabelritt mit einer Bande von Cybercowboys - den Helden des nächsten Jahrtausends, gelingt die Lösung dieses Problems mit sensitiver Überladung. Es gibt immer noch viel tote Zeit mit Fingern, die über Keyboards schnellen und Augen, die vom Schein des Bildschirms illuminiert werden, aber all das wurde mit dem hektischen Schwung des MTV-Schnellschnitts gut kaschiert. Außer für Netsurfer und Webheads ist der Film wohl kaum verständlich mit all den technischen Details und verwirrendendem Fachjargon, aber vielleicht lernen Sie ja doch das Eine oder Andere dazu. Wie etwa die vier am meisten verwendeten Passworte (Liebe, Sex, Geheimnis und Gott)“ (Worldpremiere) UFA-Palast

Happy Gilmore USA 1995, R: Dennis Dugan, D: Alan Sandler, Christopher McDonald

„Die Geschichte des schnell reizbaren Vollchaoten Happy Gilmore, der von einer Karriere als Eishockeyspieler träumt und schließlich Golfprofi wird, um seiner verarmten Oma das Dach überm Kopf zu retten, hätte vielleicht für einen längeren Sketch bei „Saturday Night Live“ gereicht. Man kann auch verstehen, daß Ensemblemitglied Sandler dem Erfolg von „Wayne's World“ nacheifern möchte. aber „Happy Gilmore“ ist schlicht und einfach eben schlicht und einfach.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Hyenes (Hyänen)Senegal/Schweiz/Frankreich, R: Dijbril Diop Mambety, D: Mansour Dioud / Originalfassung mit Untertiteln

Eine außergewöhnliche Adaption von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, denn die Multimillionärin, die nach dreißig Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, um sich an allen Einwohnern für die Schmach ihrer Jugend zu rächen, heißt diesmal Linguere Ramatou und die kleine Stadt liegt in der Sahel-Zone vom Senegal. Kino 46

J

Jeffrey USA 1995, R: Christopher Ashley, D: Steven Weber, Patrick Stewart

„Es ist fast schon gemein, „Jeffrey“ herunterzumanchen, eine bescheidene und gutgemeinte romantische Komödie über Sex in der Aids-Ära. Der Film ist nicht dafür geschaffen, genau analysiert und kritisiert zu werden, und die Filmmacher stört dies auch nicht weiter - genausowenig wie das Publikum im Preview, das auch bei den ältesten Tuntensprüchen gutgelaunt loslachte. Es kann auch mal Spaß machen, die kritischen Maßstäbe niedrig zu hängen und es gibt wohl auch gute Gründe dafür, warum schwule Zuschauer, (für die „Jeffrey“ in erster Linie maßgeschneidert ist) genau dies hier machen. Trotzdem: wenn man den Film an einem auch nur halbwegs annehmbaren Standard mißt, werden seine Ungeschicklichkeiten deprimierend deutlich. Aber ein Pluspunkt bleibt Patrick Stewart (der befehlsgewohnte Captain Picard aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“), dessen Leistung als feurige Tunte im großen alten Stil das Konzept der Besetzung gegen den Typ in neue Dimensionen trägt.“ (Sight and Sound) Cinema, Filmstudio

K

Der kalte Finger Deutschland 1996, R: Ralf Huettner, D: Gruschenka Stevenes, Dominic Raake

„Unter dem Künstlernamen Kim verdient Conny nachts mit Telefonsex die dicke Kohle. Einem Stammkunden, der sich „der kalte Finger“ nennt, erzählt sie Geschichten, statt Orgasmen zu simulieren. Als Frauenleichen gefunden werden, so zugerichtet wie Kim fantasierte, ist klar, daß „der kalte Finger“ seine Kunst allzu ernst nimmt. Auch das Objekt seiner nächsten Performance hat er schon ausgesucht: Kim ! Hätten die Drehbuchautoren vor lauter schönen Datails nicht vergessen, daß ein Thriller auch Suspense benötigt, sie hätten mit dieser 1 a-Besetzung und Inszenierung den großen Wurf landen können.“ (tip) City

Kalte Nächte (siehe „Soguk Geceler“) Kino 46

L

Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands

„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten.“ (The Observer) Schauburg, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)

Das letzte Einhorn USA/Großbritannien/ Japan 1982, R: Arthur Rankin jr.

Das letzte Einhorn macht sich auf die Suche nach seinen verschwundenen Artgenossen, befreit sie aus der Gefangenschaft und rettet so „das Wunderbare“ vor dem Aussterben. Ein literarisch anspruchsvolles Zeichentrickmärchen, das dem Wunsch nach Poesie und dem Sieg des Schönen über Gewalt und Zerstörung Ausdruck verleiht. Atlantis

M

Mein Mann Frankreich 1996, R:Bertrand Blier, D: Anouk Grinsberg, Gerard Lanvin / Originalfassung mit Untertiteln

Schade, daß statt der guten neuen französischen Filme bloß wieder ein auf Spielfilmlänge gesteckter Altherrenwitz den Weg in die deutschen Kinos geschafft hat. Die fragile Nutte mit Mutterinstinkten (Anouk Grinberg) peppelt Jeannot (Gerard Lanvin), einen pittoresk verdreckten Clochard wieder auf und macht ihn zu ihrem Zuhälter. Zum Dank behandelt er sie - und andere Frauen - wie es einem Zuhälter gebührt: mit Härte statt Gefühl. Höhepunkt der Peinlichkeit in Bertrand Bliers Film, einer unglaubwürdigen Milieustude mit einer - immerhin - sehenswerten Anouk Grinsberg ist Jeannots Schlußwort: „Frauen, verzeiht mir!“ (mu) Schauburg

Michel bringt die Welt in Ordnung Schweden 1972, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson

Lustiger Kinderfilm über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Filme durfte auch mal eine Reihe von drei Filmen über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Gondel

Mississippi Delta USA 1995, R: Phil Joanou, D: Alec Baldwin, Kelly Lynch

„Die Romanverfilmung „Mississippi Delta“ scheint nicht so sehr für die Leinwand adaptiert, sondern eher verlängert worden zu sein. Zuerst ermöglicht diese sehr unangestrengte Herangehensweise einige interressante neue Erzählstränge und viel Lokalkolorit von Louisiana. Der Film, der mit einem spektakulären Flugzeugabsturz in den Golfstrom beginnt, fächert sich zu einem weitläufigen Kriminalfall auf, wenn der Ex-Polizist Dave Robicheaux diejenigen sucht, die für den Absturz verantwortlich sind. Aber der Film braucht zu lange, um in Schwung zu kommen, und erinnert an die Lektüre von Büchern, die man ständig neu anfangen muß, weil man sich nicht mehr daran erinnert, was im letzten Kapitel passierte.“ (Herald Tribune) Europa

The Missouri Breaks USA 1976, R: Arthur Penn, D: Marlon Brando, Jack Nicholson / Originalfassung

„Es liegt ein perverses Vergnügen darin, Brando und Nicholson dabei zu beobachten, wie sie versuchen, sich gegenseitig dabei zu übertreffen, Gesichter zu schneiden, merkwürdige Akzente zu wechseln, und Manierismen zu entwickeln, wie man sie außerhalb eines Irrenhauses kaum zu sehen bekommt. Ihr sprunghaftes und exotisches Verhalten war offensichtlich ansteckend, denn Randy Quaid, Frederic Forrest und Harry Dean Stanton ahmten sie mit sklavischer Hingabe nach.“ (James Monaco) Kino 46

N

Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg

„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern

Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin

„Die beste Thriller laufen im Kopf ab. Das weiß auch jener hyperintelligente Killer, den sie respektvoll den „Lehrer“ nennen. Er setzt gerne seine eigenen Thriller in Szene - mit wirklichen Opfern. Diesmal bedroht er (Alec Baldwin) eine Geschworene, die Bildhauerin Annie (Demi Moore). Annie soll einen Freispruch für den Mafiaboß erwirken, der den Lehrer bezahlt. Wie der Killer Annie umwirbt und erpreßt, ihr Angst einjagd und zugleich mit perverser Logik klarmacht, daß er der einzige ist, dem sie vertrauen darf - das ist eine atemberaubend ausgefeilte Hirnwäsche.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kino und Wall- & Ziegelhof-Kinos

Niki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de St. Phalle

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de St.Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Gondel

P

Pippi geht von Bord Schweden/Deutschland 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nilsson

Der zweite Film der Serie mit der frechen Superheldin von Astrid Lindgren, die mit diese Figur vielleicht mehr für die antiautoritäre Erziehung erreicht hat als all die Kindergruppen in den 60er Jahren zusammengenommen. UFA-Palast

Powder USA 1995, R: Victor Salva, D: Sean Patrick Flanery, Jeff Goldblum, Mary Steenburgen

„Powder irrlichtet zwischen allerlei Genres. Es wimmelt von Spuren und Verweisen - das wirkt interessant, aber auch ziemlich beliebig. Der Held ist eine Spielberg-Figur: das Kind, das noch jene Wunder vollbringt, die in der rationalisierten Erwachsenenwelt keinen Platz mehr haben. Aber ebenso erinnert er an Frankensteins Monster, geboren aus Elektrizität: ein unschuldiges Ungeheuer, das vielleicht Opfer des Provinz Miefs werden wird. Und er ist ein Heiliger, der Wissen und Unschuld synthetisiert. Nachdem der Held schließlich noch ein, zwei gute Taten vollbracht hat, hören wir seine frohe Botschaft: Die Welt möge fortan „ohne Lüge und Sarkasmus“ sein. Ein Leben ohne Widersprüche, New Age für Arme. Dann fährt er in den Himmel. Oh, Jesus.“ (epd-Film) UFA-Stern

Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harbvey Keitel

„Daß da ausgerechent Tarantino einlaxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: von Oliver Sones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Trantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Schauburg und Muwi-Filmkunst

R

Das Rosenbett USA 1996, R: Michael Goldenberg, D: Christian Slater, Mary Stuart Masterson

„Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge gewinnt Mädchen zurück. Während diese betörend schlichte Formel bei den meisten Liebesfilmen funktioniert, erscheint sie hier platt und phantasielos. Zu sehr auf schicke, Clip-kompatible Bilder konzentriert, vergißt Goldenberg, die Tiefen und Spannungen einer schwierigen Beziehung auszuloten. Weder glaubt man Mary Stuart Masterson die toughe Geschäftsfrau, noch kauft man dem Blumenlieferanten Christian Slater ab, einst ein hochbezahlter Manager gewesen zu sein.“ (tip ) UFA-Stern und Muwi- Filmkunst (OL)

S

Die Schutzengel Frankreich 1995, R: Jean-Marie Poire, D: Gerard Depardieu, Christian Clavier

„Wer hier lacht, hat Humor. Denn bis auf ein paar gute Gags serviert Monsieur Poire in seinem wild-wirren Genre-Potpourri aus Slapstick-Schote und Buddy Movie, Kriminalkomödie und Fantasyfilm den sattsam bekannten Brachialwitz, den man schon zum Abwinken aus seinen früheren Film kennt. Da nützt es nichts, daß sich Depardieu und Clavier nach Kräften abplagen und dem französischen Komödien-Erfolgsrezept der achtziger Jahre hinterherhecheln.“ (Bremer) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL)

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.)

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: Harvey Keitel, William Hurt

„Basierend auf seinem Drehbuch erzählt Wayne Wang in raffiniert aufgebauten Episoden Geschichten und Erlebnisse eines guten Dutzend Personen, deren Wege sich in Auggie Wrens Tabakladen kreuzen. Eine Schule des Sehens und Zuhörens mit vorzüglichen schauspielerischen Leistungen, allen voran Harvey Keitel und William Hurt.“ (Broadway) Atlantis

Soguk Geceler (Kalte Nächte) Türkei/Deutschland 1995, R: Kadir Sözen, D: Menderes Samancilar / Originalfassung mit Untertiteln

„Vier türkische Straßenkinder machen zusammen Musik, haben bei den Touristen von Antalya Erfolg und doch keine Chance, weil ihr Gossenimpresario sie wie ein Zuhälter in der Gewalt hat und gnadenlos ausnimmt. Die Geschichte ist wie von Charles Dickens und die filmische Wirkung erinnert an Mira Nairs „Salaam Bombay“. Aber in einem Roman des englischen Sozialromantikers hätten die Kinder nach all der Schinderei ihr wohlverdientes Happy End bekommen, und die indische Filmemacherin hätte die Laiendarsteller bestimmt nicht so saubergeschrubbt vor die Kamera gestellt (hip). Kino 46

T

Total Eclipse FRankreich/Großbritannien/Belgien 1995, R: Aqnieszka Holland, D: Leonardo DiCaprio, David Thewlis, Romane Bohringer

„Zwei der größten französischen Lyriker des 19. Jahrhunderts in Clinch, Ekstase und Delirium. Als der Schrifsteller Christopher Hampton sein 1968 uraufgeführtes Rimbaud-Schauspiel „Total Eclipse“ schrieb, machte er ihn zum Punk-Prinzen und hochfahrenden Weltumstürzer aus dem Geist der Studentenrevolte. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland zieht das Hampton-Stück als psychopathische Fallgeschichte wie für einen TV-Kulturkanal durch: Ihr Verlaine ist ein triefnasiger Masochist, ihr Rimbaud der ewige Lümmel von der ersten Bank, beide führen sich furchtbar auf, und daß sie nebenbei irgendwas mit Literatur zu tun haben, ist ziemlich egal.“ (Der Spiegel) Gondel

Toy Story USA 1995, R: John Lasseter

Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UT-Kinocenter

V

Das Versteckspiel USA 1995, R: Brett Leonard, D: Jeff Goldblum, Christine Lahti

„Nach zwei Stunden klinischen Todes ins Leben zurückgekehrt, hat ein Mann bedrohliche Halluzinationen, in denen er Zeuge und komplize eines Serienmörders wird. Als er merkt, daß die Morde real sind, muß er um seine eigene Familie fürchten. Einige eindrucksvolle Halluzinations-Sequenzen gehen unter in den Konventionen des Serienkiller-Genres. (tip) UFA-Stern / Originalfassung im UFA-Palast

W

Wolken ziehen vorüber Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinnen, Kari Väänänen

„Trotz der düsteren Themen Arbeitslosigkeit und Rezession ist das neue Werk des Finnen Aki Kaurismäki erstaunlich optimistisch. Bei aller Tragik brechen sich die komischen Zwischentöne durch die Minimalistik der Dialoge, Mimik und Gestik Bahn. Die dem 1995 verstorbenen Matti Pelonpää gewidmete Tragikomödie ist ein warmherziges, poetisches Märchen.“ (N. Grundmann) Schauburg, Wall-Kino (OL)

Z

Zirri, das Wolkenschaf Deutschland 1992, R: Rolf Losansky, D: Babett Ikker

Kinderfilm, der in einer Verbindung von Real- und Trickfilm die Abenteuer eines vom Himmel gefallenen Kuscheltiers erzählt. „Rolf Losanskys Film ist in mancher Hinsicht bemerkenswert. Es ist der letzte Film, der im Vorspann das Defa-Zeichen trägt, ein Abgesang also, der von einem Kinderfilmregisseur gestaltet wird, der wie selten reale und phantastische Momente vereinigt.“ (Märkische Allgemeine) Kino 46