Deutsche Unternehmer lassen sich immer schlechter organisieren

Drei zentrale Unternehmerverbände gibt es in Deutschland. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) ist eine Zwangsvereinigung. Alle Gewerbetreibenden müssen nach dem Gesetz Mitglied in einer der 83 regionalen Kammern sein. Der Verband organisiert nicht nur Prüfungen und Ausbildungsgänge. Er soll auch die Interessen der Unternehmen gegenüber dem Staat und den Kommunen vertreten.

Die Mitgliedschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist hingegen freiwillig. 35 Branchen sind hier organisiert. Sie versuchen vor allem die Regierung in ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik zu beeinflussen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber (BDA) ist der Gegenspieler der Gewerkschaften und berät die Unternehmen in sozialrechtlichen Fragen. Die regionalen Fachverbände schließen Tarifverträge ab. Auch hier ist die Mitgliedschaft freiwillig.

BDI und BDA haben in den letzten Jahren extrem mit Abwanderung zu kämpfen. Nicht nur die gesamte Baubranche kehrte gestern dem BDA den Rücken. Auch die Kölner Felten & Guilleaume Energietechnik meldete gestern ihren Austritt aus dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall.

Die Gründe für die Verbandsflucht sind vielfältig, wie eine Untersuchung der Hans-Böckler- Stiftung belegt: Viele wollen den Beitrag sparen, sind unzufrieden mit der Beratung der Verbände und mit den Tarifverträgen. Und ein Drittel der Befragten stellt den Sinn und Zweck der Arbeitgeberverbände insgesamt in Frage.

Die Forscher belegen die Entwicklung mit Zahlen: Arbeiteten 1984 noch 74,4 Prozent der Angestellten im Metallbereich in Betrieben, die im BDA organisiert waren, so waren es 10 Jahre später nur noch 66,3 Prozent, für die die Flächentarifverträge unmittelbar gelten. Nur 43 Prozent der Metall- Betriebe sind noch bei BDA-Gesamtmetall organisiert; in Ostdeutschland sind es gar nur noch 35 Prozent. Hier sind es vor allem die Kleinbetriebe, die austreten – oder gar nicht erst eintreten. Im Westen hingegen sind es eher die mittelgroßen Unternehmen mit 100 bis 1.000 Angestellten, die ihre Kündigung einreichen. Und: Deutlich überproportional sind es Eigentümerunternehmen, die sich vom BDA abwenden; nur 39 Prozent der Kündigungen kommen von Betrieben, die von Managern geleitet werden.

Eine Korrelation zwischen gewerkschaftlichem Organisationsgrad der Belegschaft und Austritt aus dem Arbeitgeberverband war nicht festzustellen. Und auch die Bedeutung des Flächentarifvertrags sei noch nicht gefährdet, konstatieren die Forscher. aje