Skandälchen im Badischen

■ Teufel erst im zweiten Anlauf Ministerpräsident

Das hat es in der 34jährigen baden- württembergischen Geschichte noch nicht gegeben. Erwin Teufel, der als einziger für den Posten des neuen baden-württembergischen Regierungschefs designiert war, ist im ersten Wahlgang durchgefallen. Betretenheit bei der CDU-Fraktion, Spott bei den Oppositionsparteien. Wir waren's nicht, beeilte sich der künftige Koalitionspartner FDP untertänigst zu versichern. Gemeinsam hätte es mit den sechs Stimmen Mehrheit im Landesparlament gut hinreichen müssen. Aber genau die fehlten. Ist das jetzt ein Skandal, gar der waidwunde Aufschrei christdemokratischer Volksvertreter nach mehr Basisdemokratie? Oder ist es doch nur ein Skandälchen, gar eine südbadische Provinzposse und der feige Aufstand von Hinterbänklern bei einer geheimen Wahl?

Mehr Fußangeln und Tretminen wie im Postenschacher zwischen CDU und FDP nach den letzten Wahlen hatte es im Südweststaat selten gegeben. Die Forderung der Freidemokraten, die Zahl der künftigen Ministerien von elf auf neun zu reduzieren, hatte vor allem den traditionellen Ämterproporz zwischen Nord- und Südbaden, Süd- und Nordwürttemberg durcheinandergebracht. Als Erwin Teufel jetzt seine Chance nutzte, auf die württembergisch-badische Ausgewogenheit seines Küchenkabinetts verzichtete und auch noch Newcomer und Seiteneinsteiger in seine Regierungsmannschaft holte, war der Krach da. Altgediente badische Hinterbänkler jaulten auf und fühlten sich um den Lohn für jahrzehntealtes Sitzfleisch geprellt. Endgültig, fürchten sie, denn nach weiteren fünf Parlamentsjahren wären sie auch noch zu alt für einen ernsthaften Posten.

An der Misere der baden-württembergischen CDU ändert das freilich nichts. Ihre Personaldecke ist dünn geworden. Im Herbst dieses Jahres ist der Job des Stuttgarter Oberbürgermeisters zu vergeben, aber ein qualifizierter CDU-Mann ist nicht in Sicht. Und mit badischem Theaterdonner aus dem Hinterhalt werden sich weder Arbeitslosigkeit noch der Niedergang der baden-württembergischen Wirtschaft aufhalten lassen. Erwin Teufel jedenfalls hat das Skandälchen schon am Nachmittag überstanden, vielleicht sogar weniger angeschlagen, als der SPD recht sein kann. Schon aus Mangel an Alternativen. Dietrich Willier