Zweistündige Zumutung

■ Ballett-Tage: Gastspiel des Tokyo Ballett mit „M“

Ist Maurice Bejart ein Macho, ein Langweiler, ein von einer faden statt fixen Idee besessener Choreograph? Am Mittwoch abend nahm das Hamburger Ballettpublikum jedenfalls an einer fast zweistündigen Zumutung teil, bei der den Bewegungen die Dynamik, den Inhalten der Sinn und dem Publikum ohne Programmheft die Peilung fehlte. So hatte keiner eine Freude. Bejarts Gastspiel M, eine Aufführung mit dem Tokyo Ballet, zwingt ein gesamtes Hochleistungsensemble ins kollektive Koma. M – das ist die Auseinandersetzung mit dem japanischen Dichter Mishima, mit dem Mythos, der ihn umgibt, mit seinem Tod und Martyrium.

In einem szenischen Reigen führt Bejart Stationen aus Mishimas Philosophie vor. Seine Faszination an Gewalt und Militär tanzt das männliche Ballett in langweilig ausladenden Karate-Drills aus. Dem folgen ritualisierte Kriegstänze, denen wiederum Kampfszenen aus der Tierwelt folgen. Dem folgt eine nervenaufreibend langwierige Zenübung des Bogenschießens. Bejarts Ballett quält das Publikum mit endlos wiederholten Figuren.

Ein atemberaubend perfektes Ballett ist einem Choreographen ausgeliefert, der sich versatzstückweise an einem Mythos zu schaffen gemacht hat. Den besten Part haben dabei die Tänzerinnen, sie dürfen bei Bejart klassisch tanzen, sie verkörpern eben nur das Schöne, das Beiwerk. Elsa Freese