Auf dem Weg zur Kleinwerft

■ Blohm+Voss entläßt Massen – trotz 800-Millionen-Auftrag

Dutzende, als „Interessenausgleich“ bezeichnete Verhandlungen haben für die Interessen der Blohm+Voss-Mitarbeiter letztendlich kaum etwas gebracht. Mehr als 500 Beschäftigte der Bereiche Reparatur und Schiffbau werden noch in diesem Monat die Kündigung erhalten. Am heutigen Freitag ringen Betriebsrat, IG Metall-Vertreter und Rechtsanwälte noch einmal mit der Geschäftsführung um weitere 110 Stellen, die im Bereich Maschinenbau gestrichen werden sollen.

Erst Anfang März hatte die Unternehmensleitung angekündigt, insgesamt 850 Beschäftigte der ehemaligen Groß- und immer noch Traditionswerft entlassen zu müssen. Kurz zuvor war erst ein „sozialverträglich gestalteter Abbau“ von 600 Stellen vereinbart worden. Die Werftarbeiter reagierten auf die neuerlichen Kürzungspläne und die drohende Arbeitslosigkeit mit Demonstrationen. Der Betriebsrat hatte ein alternatives Beschäftigungskonzept vorgelegt.

Knapp 190 der zur Streichung vorgesehenen Arbeitsplätze bleiben nun erhalten, sagt der Betriebsratsvorsitzende Otto Tetau, mehr als die Hälfte davon allerdings nicht auf der Werft selbst. „115 Mitarbeiter werden woanders unterkommen.“ Als Erfolg mag Tetau dies angesichts der mehr als 500 Kündigungen, von denen besonders viele junge Beschäftigte ohne Familie betroffen sein werden, nicht werten. Trotz eines 800-Millionen-Auftrags der Bundesmarine für den Bau einer Fregatte, den die Hamburger Werft erhalten hat, werde über einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen nicht nachgedacht. Denn vom „Stellenabbau“ besonders betroffen sei nicht der Bereich Schiffbau, sondern die Reparaturabteilung.

Auf die Aussage von Blohm+Voss-Chef Herbert von Nitsch, daß mit diesen Kündigungen ein Ende des „Stellenabbaus“ erreicht sei, will Tetau sich nicht verlassen. Eine entsprechende Zusage zur Sicherung der verbleibenden Arbeitsplätze habe der Betriebsrat nicht erhalten können. win