Die Hoffnung auf Frieden ist gepaart mit Angst

■ Bosnische Flüchtlinge in Hamburg: Kein Rückführungsprogramm geplant

Große Unruhe unter den über 12.000 Flüchtlingen aus Bosnien in Hamburg erregte gestern ein Bericht des Hamburger Abendblatts. Darin war von einem geplanten „Rückführungsprogramm“ die Rede. Der Begriff weckt Assoziationen an „Rückkehrförderungs-Programme“, wie sie die Bundes- oder Landesregierungen in den vergangenen Jahren zum Beispiel für ChilenInnen auflegten. In Nordrhein-Westfalen gab es ein solches Programm auch für Ex-JugoslawInnen. Allen gemeinsam ist das Ziel, MigrantInnen die (mehr oder minder) freiwillige Rückkehr in ihr Heimatland schmackhaft zu machen.

Auslöser der Verwirrung ist ein Vorhaben der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe (AG) von AWO und Caritas. Die AG arbeite an einem Rückführungsprogramm und habe schon SPD-ParlamentarierInnen in Bonn und Brüssel eingeschaltet, hieß es in dem Bericht. Das sei „ein bißchen naiv“ dargestellt, sagt Michael Golombek, Geschäftsführer von AWO und AG gleichermaßen. Er spricht von „ganz bescheidenen, noch unausgereiften Ideen“ zu Aufbauhilfen für den „Tag danach“, um auf den Frieden vorbereitet zu sein. Konkret denkt er an ein „Sozialzentrum mit Wärmestube“ in einer bosnischen Kleinstadt, wie es sie nach dem Krieg auch bei uns gegeben hat.

Der Wunsch zurückzukehren sei unter den Flüchtlingen fraglos stark verbreitet. Noch aber überwiege jeden Gedanken an eine Rückkehr die Skepsis über die Tragfähigkeit des Waffenstillstands. Auf gar keinen Fall will man gezwungen werden. Viele der BosnierInnen leben bereits den dritten Winter in Wohnwagen und Containern, die die AG in mehreren großen Flüchtlingscamps am Rande Hamburgs betreut. Sie werden als Bürgerkriegsflüchtlinge geduldet, haben aber keine Arbeitserlaubnis. Bei Bedürftigkeit erhalten sie zehn Mark Überlebenshilfe pro Tag. Die Stadt leiste damit einen „enormen humanitären Kraftakt“, wie die Sprecherin der Sozialbehörde Christina Baumeister es nennt. Von geplanten Rückkehrer-Programmen ist weder ihr noch dem Büro des Ausländerbeauftragten noch der Innenbehörde etwas bekannt. fg