Lokalkoloratur

Der Hamburger Modezar Wolfgang Joop hat sich für die pelzbehängten Damen der feinen Gesellschaft – also seine Kundinnen – in die Bresche geworfen. Eine Frau im Pelzmantel mit Farbe zu besprühen – eine beliebte Aktion militanter TierschützerInnen gegen Tierquälerei – sei Vandalismus. „Pelze zu tragen oder nicht sollte eine persönliche Entscheidung sein, etwa wie Fleisch zu essen oder nicht.“ Dabei ist der Modedesigner um (Schein)argumenten nicht verlegen. Wenn man auf die Zucht von Nerzen verzichte, müsse man auch die Haltung von Hühnern aufgeben. Joop hat ebenfalls die soziale Komponente im Hinterkopf: Nicht nur, daß er seinen Durchbruch und seine Knete einer Pelzkollektion verdankt, nein, ohne das Recht, kleine Pelztierchen in engen vollgekackten Käfigen für die Damen und Herren mit den dicken Bankkonten aufziehen zu dürfen, würden viele Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren. Denn von Synthetikpelzen hält Joop nicht zuletzt aus ökologischen Gründen gar nichts, denn deren Herstellung verbrauche eine Menge Rohöl. Sein feinsinniger Schluß: „Ein Tier zu tragen oder zu verdauen, ist für mich derselbe Akt. Es macht allerdings wenig Sinn, ein Tier zu töten, um daraus einen häßlichen Mantel oder ein geschmackloses Gericht herzustellen. Das gute Rezept ist die Moral.“ Der Tip der Tierschützer. Probier's doch mal mit Baumwollwäsche und mit vegetarischem Essen. kva