Ein recht seltsamer Kölner

■ Schauspielhaus: Niederrheinischer Abend mit Bernhard Schütz

Kabarett ist doof. Ganz schlimm ist es, wenn meistens dicke Männer mit leichtem Sprachfehler sich witzelnd ereifern über ebenso dicke, ebenso sprachfehlergeschädigte Männer „da oben in Bonn“. Zähflüssig und impertinent wird auf deutscher Einheit und Steuererhöhungen rumgeritten.

Wenn sich ein mittelalter Mann dann anschickt, Kabarett ganz und gar ohne Politschenkelklopfer zu inszenieren, dann ist das generell zu begrüßen. Doch was bleibt einem Kabarettisten dann noch? Die Flucht in den Dialekt. Ein „Niederrheinischer Abend mit Berhard Schütz“ sollte es werden, und diesem Konzept wurde eine gute Stunde lang brutal die Treue gehalten. Wozu auch mehrere Ebenen, wenn man so viele kölsche Kniffe beherrscht?

So gesteht Schütz gleich zu Beginn ein: „Der Niederrheiner weiß nix, kann aber alles erklären.“ Und das tat er. Manchmal platt („Ich kannte den Norden ja immer nur über Heidi Kabel, jetzt haben wir selber Kabel“), manchmal jedoch konnte die seinen Milieuskizzen zugrunde liegende unnachsichtige Beobachtung alltäglicher Tiefflieger auch erfreuen. Der seltsame Kölner durchforstete mit feuchter Aussprache sämtliche niederrheinische Topoi. Das zwiebelsuppenschlürfende Publikum amüsierte sich vorzüglich, sich am Moment erfreuend, verkennend, daß eine Pointe auch durch mehrfache Inversion kaum noch gewinnen kann.

Der Abend scheiterte am allgegenwärtigen Leitmotiv: Nach drei Minuten hatte Schütz seine Humor-amplitude bereits voll ausgereizt; was folgte, waren verschiedene Auslegungen des Daseins als Niederrheiner am Niederrhein. Zweifelloser Höhepunkt des Auftrittes war das Anstimmen von Maffays „Sieben Brücken“: „Manchmal gehe ich meine Straße ohne Blick“, trällerte Schütz – und stolperte offenbar ungeplanterweise über seinen Kassettenrekorder.

Benjamin v. Stuckrad-Barre