Helfende Hände ohne Geld

■ Winterhuder Pflegedienst mußte Konkurs anmelden

Wo ist das Geld geblieben? Rund 650.000 Mark fehlen in der Kasse des Winterhuder Pflegedienstes „Helfende Hände“, Geld, das den etwa 80 freien MitarbeiterInnen der Firma als Honorar zusteht. Damit war der Betrieb so überschuldet, daß die Geschäftsführer Wolfgang Schloh und Harald Serwatka einen Tag vor Weihnachten Konkurs anmelden mußten. Der Grund für die Schulden liege bei den beiden, glauben die Beschäftigten: „Die haben den Laden aufgeblasen, haben sich tolle Autos gekauft“, erzählt Sigrun Pischek, ehemalige Mitarbeiterin und Sprecherin der GläubigerInnen, die ihr Geld fordern.

Gestern traf sich der vom Amtsgericht bestellte Sequestor Horst Johlke zum ersten Mal mit den Betroffenen. Viel mitzuteilen hatte er jedoch nicht: Ob das vorhandene Vermögen ausreicht, um ein Konkursverfahren zu eröffnen, wird noch geprüft. Mit einer Entscheidung ist frühestens in drei Wochen zu rechnen. Bis die Gläubiger auf eine Überweisung hoffen können, vergehen nochmal bis zu zehn Monate, schätzt Johlke. In der Zwischenzeit sind auch die Löhne und Honorare für November und Dezember eingefroren, weil sie zur Konkursmasse gehören - nochmal 450.000 Mark.

Dabei hatten sich die Geschäftsführer der Pflege-GmbH so eine einfache Lösung für die finaziellen Probleme ihres Unternehmens zurechtgelegt: Die auf Honorarbasis arbeitenden Pflegekräfte sollten auf ihre Ansprüche verzichten, dann würden sie auch von einer noch zu gründenden Nachfolgefirma weiterhin Aufträge erhalten. Diese Idee traf am 21. Dezember nicht auf Anhieb die ungeteilte Zustimmung der GläubigerInnen. Daraufhin wurde Konkurs angemeldet.

Die Forderungen, auf die da so großzügig verzichtet werden sollte, belaufen sich in einigen Fällen auf bis zu 25.000 Mark. Ein freier Mitarbeiter hat bereits seit November 1993 nur Abschlagszahlungen erhalten. Zudem mußte er zwei Prozent Kommission für den Einsatz eines Computers im Büro der „Helfenden Hände“ abführen.

Ärger hatte es schon seit Jahren gegeben. Die Pflegeleistungen wurden zwar mit Krankenkassen und Sozialamt prompt abgerechnet, „aber wir mußten bis zu drei Monate auf unser Geld warten“, empört sich Ex-Pfleger Eugen Fink.

Die KlientInnen aber dürfen hoffen: Einige der Ex-Beschäftigten überlegen, zusammen mit ihren Ex-Chefs eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts als Nachfolgefirma zu gründen, die dann keine freien Mitarbeiter mehr, sondern viele Inhaber haben soll. Iris Schneider