Hingekotzte Kommentare -betr.: "Leidige Kundschaft", taz vom 13.6.1996

Betr.: „Leidige Kundschaft“, taz v.13.6.96

Oh no, ich habe keinen Bock mehr auf solche „hingekotzten“ Kommentare wie den von A. Musik „Leidige Kundschaft“ – ein bißchen Sachverstand wäre schon nett! Weil der Bremer Buchhandel zum Teil verschnarcht ist und sich ausruht, gleich zum Rundschlag anzusetzen, ist wahrhaft provinziell.

Der gebundene Ladenpreis ist keine Bastion gegen die Härte des Marktes, sondern eine Art indirekte Subventionierung von Kulturgut. Der Sinn ist – wie im Artikel ja auch formuliert – eine flächendeckende Versorgung mit Buchverkaufsstellen: Ohne Ladenpreisbindung sieht es aus wie in Frankreich; abgesehen von Großstädten gibt's Donald Duck, und auf bundesdeutsche Verhältnisse übertragen Lind, Danella und Grisham im Supermarkt.

Ohne Ladenpreisbindung mehr Spaß und Qualifikation? Na, Alexander, das werden wir ja sehen: wenn nur die Größten überleben, dann wirst Du nichtmal mehr jemanden im Verzeichnis lieferbarer Bücher blättern sehen: Eine Einzelbestellung beim Verlag lohnt sich rechnerisch nämlich nicht. Ob die Stapeltitel dann lächelnd in die Kasse getippt werden?

Die Möglichkeit der Wahl hast Du gerade durch die Ladenpreisbindung: Du bist nicht darauf angewiesen zu X oder Y zu gehen, nur weil sie die Bücher haben, die Du liest. Du kannst Dir eine kleine, mittlere, große, feine Buchhandlung aussuchen, die, wenn das Gewünschte nicht vorhanden ist, Dir einen von 250.000 Titeln über Nacht bestellt. Sabine Gartmann