Unterm Strich

Der griechische Künstler Jannis Markopoulos wird in Berlin ein wehrloses Haus fesseln. Fast 50.000 Meter rotorangenes Kunststoffseil werden nötig sein, um einen Monat lang das denkmalgeschützte und augenblicklich leerstehende Gebäude in der Dorotheenstraße 105 unter viel Seil verschwinden zu lassen. Wenn jetzt noch von flinker Hand die News hinzugefügt wird, daß das eine Adresse ganz in der Nähe des Reichstagsgebäudes ist, dürfte dem/der bekanntlich überdurchschnittlich gebildeten taz-LeserIn aufgehen, woher Markopoulos die entscheidende Anregung bezogen hat. Sponsoren haben Knete gegeben (halbe Million), die Imbißbudenkultur freut sich aufs Geschäft, die Jongleure trainieren bereits. Anschließend dürfen alle als Andenken ein klitzekleines Stückchen Seil mitnehmen. „Das Ganze sieht aus wie eine geköpfte Pyramide“, meinte Projektleiterin Katrin Specker am Donnerstag zur dpa und gestand außerdem freimütig ein, ihre Erfahrungen im Christo- Team gemacht zu haben.

Weil nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels immer mehr mittlere und kleine Buchhandlungen in den Innenstädten in ihrem Fortbestand gefährdet sind oder unmittelbar „vor dem Aus stehen“ (wie man so sagt), ging es auf der Eröffnungsveranstaltung einer Tagung zum Thema in Bremen um „neue Rezepte“, „speziell für die Literaturpolitik“, das Ganze angeregt durch Linda Reisch, kulturdezernentin in Frankfurt, Reinhard Wittmann (designierter Leiter des Literaturhauses München) und unseren Radunski hier. Übereinstimmend sah man die Lösung in einer „stärkeren Verzahnung öffentlichen und privaten Engagements“. Sprich: Sponsoren her, Steuererleichterungen schaffen, Jahreskarten für öffentliche Bibliotheken einführen, „Servicecenter“ schaffen, die „vom Buch über das Opernprogramm bis zum Bürgerbüro“ reichen (Reisch). Radunski, nicht faul, zitierte als Zukunftsvision für eine Literaturpolitik „nach dem Spareffekt“ aus Goethes „Faust“: „In dieser Armut welche Fülle.“

In dieser Fülle welche Armut: Mit knapper Not nur haben die Donaueschinger Musiktage für die kommenden Jahre ihr Zustandekommen gesichert, wie der Hauptveranstalter, der Südwestfunk, am Donnerstag in Baden-Baden mitteilte. Der SWF hatte die Musiktage, für die er jährlich 600.000 Mark löhnt, nur noch alle zwei Jahre veranstalten wollen. Aufschrei! Jetzt werden den jährlichen Fehlbetrag von 300.000 die Deutsche Bank, das Innenministerium und das Land Baden-Württemberg übernehmen.

Schon lief für den neuen Schwarzenegger-Film („Eraser“) alles auf die Premiere zu (21.6. in den USA), da erhielten die Warner-Brüder einen Anruf der Firma Cyrik, die in Richardson, Texas, Halbleiter herstellt. Mitarbeiter des Unternehmens hatten eine Filmvorschau gesehen und darin den Namen Cyrex

gehört – fast genauso ausgesprochen wie der ihres Arbeitgebers. Um einer Klage vorzubeugen – die Computerfirma erstrahlt in dem Film nicht gerade im allerhellsten Licht –, wurde in rasender Eile der Name Cyrex in fast 100 Shots in Cyrez geändert und außerdem noch eine ganze Reihe von Dialogen überarbeitet. Ironischerweise war Cyrek im Original für „Eraser“ gar nicht erwähnt, aber das Script wurde geändert, um Doubletten mit dem Tom-Cruise- Thriller „Mission: Impossible“ zu vermeiden. Was aber ist mit der Ähnlichkeit des Titels mit David Lynchs Kultklassiker „Eraserhead“? Ruf doch mal wieder an...

Eine Variante der letztjährigen Biergartenrevolution in Bayern wird gerade in Frankfurt geprobt. Mit Trillerpfeifen, Musik und Protestrufen zogen am Freitag etwa 400 Demonstranten von einem Szenelokal im Bahnhofsviertel auf die Zeil, um gegen die Sperrstunde für Gaststätten im Freien zu demonstrieren. Mitenthalten im Protest waren zu ca. 40 Prozent auch Einsprüche gegen die verfehlte Frankfurter Kulturpolitik.

Das HiFi-Magazin Stereoplay schickt ein Fax, in dem unter Hinweis auf Tests in diesem Heft die Frage „Subwoofer-Satelliten-Systeme – pro und contra“ aufgeworfen wird: „In der Käufergunst stehen heute die flotten Subwoofer-Satelliten-Systeme gegenüber konventionellen Regalboxen ganz oben, lassen sie sich doch, dank bescheidener Ausmaße, einfacher in das Wohnfeld integrieren...“ Stereoplay, gib auf!

Lonne Elders, Bühnen- und Drehbuchautor, ist mit 69 Jahren gestorben. Mit seinem Erfolgsstück „Ceremonies in Dark Old Men“, 1969 an einer kleinen New Yorker Bühne uraufgeführt, war er einer der ersten erfolgreichen afroamerikanischen Autoren am Theater. Für das Drehbuch zu dem Film „Sounder“ wurde Elder 1972 für einen Oscar nominiert.