Hüpfen statt Dealen

■ „Phoenix aus der Asche – ein Park für alle“: Fest für Familien und Polizisten im Schanzenpark Von E. Spanner

„Mama, warum fallen die immer hin?“ fragt ein kleiner Junge und meint damit die Aikido-Gruppe, die am Samstag mitten im Sternschanzenpark ihr Können vorführt. Ein Polizeibeamter der Wache 17, ganz leger mit Cowboyhut bekleidet, gibt stolz zu Protokoll, daß die Polizei 800 Gewinne für die Tombola aufgetrieben hat: Kugelschreiber, Thermometer, Parkscheiben. Sein Kollege verteilt „Solidaritätsbuttons“.

Direkt daneben diskutiert eine Gruppe Erwachsener engagiert über die aktuellen Probleme des Schanzenviertels und des Schanzenparks im besonderen. „Neulich erzählte mir jemand“, empört sich eine Frau in den Vierzigern, „daß die Schwarzen hier einen dreizehnjährigen Jungen gezwungen haben sollen, einen Joint zu rauchen!“ Mit besorgter Miene bestätigt ihr Gesprächspartner, „die Polizei wolle die Dealer nicht mal festnehmen“, und gibt gleich einen Vorschlag zum besten: „Man sollte hier Schilder aufstellen: Kinder dürfen nur in Begleitung Erwachsener auf den Spielplatz.“

Doch gerade auf Repression wollen die InitiatorInnen des Festes „Phoenix aus der Asche“ im Sternschanzenpark nicht länger setzen. „Die harte Drogenszene ist von St. Georg hierher getrieben worden“, erläutert Anne Knaack von der Initiative „Erste Hilfe für die Sternschanze“. Zwar trauten sich viele AnwohnerInnen kaum noch in den Schanzenpark, ließen ihre Kinder nicht mehr alleine dort spielen: „Doch Vertreibung der Drogenszene auch von hier wäre keine Lösung.“ Vielmehr arbeiten die InitiatorInnen in die Richtung, die Kommunikation unter den BewohnerInnen des Viertels zu beleben und das Gespräch gerade auch mit den Schwarzen, die den Schanzenpark seit Monaten bevorzugt als Treffpunkt nutzen, zu suchen. Denn viele, so Knaack, würden pauschal als Dealer verunglimpft.

Zum Festmotto „Phoenix aus der Asche“ fügte die Innenbehörde ihr Motto „ein Park für alle“ hinzu. Tatsächlich war der „Park für alle“ am Samstag auch vornehmlich ein Park für Polizisten. Die Männer von der Wache 17 wollen nämlich ebenfalls „Erste Hilfe für die Sternschanze“ leisten. Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage hatte ausdrücklich seine Freude darüber bekundet, daß die „Bürgerinnen und Bürger so engagiert in einer lebendigen Sicherheitspartnerschaft“ mit der Polizei zusammenarbeiteten – und ließ seine Jungs Kunststückchen wie das Aufknacken von Fahrradschlössern vorführen.

Die vermeintlichen Dealer jedenfalls wurden in die „Sicher-heitspartnerschaft“ bislang nicht mit einbezogen. Denn während die anwesenden Kinder sich am Samstag auf Hüpfburgen tummelten und drei ausgestellte Feuerwehrwagen bestaunten, ihre Eltern beim Bier die Sonne genossen und der „Musik aus dem Schanzenviertel und aus Afrika“ lauschten, saßen viele Schwarze, wie sonst auch, auf Parkbänken am Rande.