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: Hart, so hart

„Tödliche Wende“, Samstag, ZDF, 21 Uhr

„Leider ein Männerfilm“, hatte Regiestar und Grimme- Preis-Träger Nico Hoffmann („Der Sandmann“) vorgewarnt. Das Filmen für die Privaten, meinte er auch, färbe langsam auf ihn ab.

Wohl nicht ohne Hintersinn plazierte das ZDF den Krimi „Tödliche Wende“, ein sehr bauchiges Produkt, auf einen dieser speziellen Männersamstage. Das „starke Geschlecht“ als Publikum, nach sechs bierseligen EM-Stunden so richtig aufnahmebereit für eine Story wie diese: Vier honorige Mittvierziger, seit ihrer Studentenzeit ein eingeschworener Männerclub, gehen mal wieder auf Segeltörn. Da wollen sie ihren Spaß haben: erstens Saufen; zweitens Sex; drittens Segeln. Ergo wird auch eine Frau als Proviant gebunkert.

Diesmal geht's nach Holland – und böse in die Hose. Das drogensüchtige Mädchen, das für hundert Gulden leicht zu haben ist, weil es ausgeraubt in einer Amsterdamer Absteige festsitzt, erweist sich als undankbar. Sie will sich nicht länger vergewaltigen lassen. Dann droht sie auch noch auszupacken. Da ist Schluß mit lustig. An Bord kommt es zum Mord. Was dann folgt, ist das Übliche: Vertuschen, bürgerliche Fassade, die eigene Haut und Karriere retten wollen. Darüber hinaus kommen die Machos nicht groß ins Grübeln, und ihre Frauen – ohnehin Randfiguren – nur ein bißchen. Immerhin bot die Geschichte mit Tilo Prückner (als Vater des Drogen-Mädchens) auf seine Weise auch einen Helden an. Doch auch der spielte den starken Mann – ein bißchen abgeschwächt als Querulant.

Und was meinte Regissuer Hoffmann zum Drehbuch? „Das Buch war sehr hart. So hart, daß ich lange gezögert habe.“ Ab und zu sollte Mann eben auf seine innere Stimme hören. Ulla Küspert