Beckmeyer will trotz allem heim

■ Gutachten: Umzug des Häfenressorts nach Bremerhaven teuer / Senator hofft auf „Impulse“

Zweieinhalb Millionen Mark im Jahr würde ein Umzug des Häfenressorts nach Bremerhaven zusätzlich kosten. So steht es in dem Gutachten der WIBERA Wirtschaftsberatung über die ökonomischen Auswirkungen einer „Dienstsitzverlegung“ in die Seestadt. Dennoch will Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) mit dem größten Teil seiner 90 murrenden Untergebenen in seine Heimatstadt umziehen.

Die Mehrkosten könnten unter anderem durch Verbesserung in der Organisation der Behörde auf 360.000 Mark reduziert werden, schreiben die Gutachter. „Impulse“ für die Bremerhavener Wirtschaft rechtfertigten den Aufwand, findet Beckmeyer. Im Kontakt der Behörde unter anderem zu Hochschule, Stadtwerken und Alfred-Wegener-Institut könnte Bremerhaven eine führende Stellung bei der „Gestaltung von Logistikaufgaben“ bescheren, folgert der Senator aus den vorsichtigen Formulierungen der Gutachter.

Die umzugsfeindliche Hafenwirtschaft will Beckmeyer ködern, indem er für die Kunden ein Service-Büro in Bremen anbietet. Dadurch bliebe für die Unternehmen alles beim alten. Viele Wege der Kundenbetreuer würden vermieden. Denn der meiste Aufwand fiele an, weil Ressortmitarbeiter statt am Schreibtisch im Zug sitzen. 73 Minuten gingen für einen Weg verloren. Allein im Häfenressort werde Arbeitszeit im Wert von 744.783 Mark vergeudet. Bei anderen Behörden fielen 200.000 Mark an.Dagegen nehmen sich die tatsächlichen Umzugskosten mit 260.000 Mark fast bescheiden aus. Immerhin wäre die Miete im Bremerhavener Hugo-Lische-Haus am Elbinger Platz geringer als an den drei Standorten in Bremen. Zwei sind im Besitz des Landes und könnten vermietet werden.

Beckmeyer argumentiert gegen den Widerstand seiner Personalräte, daß der Umzug eine willkommene Chance zur Neuorganisation in seinem Hause sei. Die Verwaltungsreform könnte einen Schub erhalten. Davon gehen auch die Berater in ihrem 137.000 Mark teuren Gutachten aus.

„Um im eigenen Ressort einzusparen, muß man nicht umziehen“, kommentiert CDU-Sprecher Guido Niermann. Die Union ist verschnupft, weil Beckmeyer das Gutachten nicht zuerst dem Senat und der Deputation vorgelegt hat. Für den CDU-Hafenpolitiker Jens Meier-Hedde ist die Entscheidung schon gegen den Umzug gefallen, weil Mehrkosten anfallen: „Wir geben doch nicht eine teure Kosten-Nutzen-Rechnung in Auftrag, um dann das Gegenteil von dem zu machen, was da rauskommt“.

Die SPD möchte erst das Gutachten studieren. Als Signal für Bremerhaven sei ein Umzug aber durchaus denkbar, hieß es aus der Fraktion. Der Grüne Manfred Schramm will zwar die Hafenaktivitäten in Bremerhaven konzentrieren, die politische Spitze aber lieber in Bremen halten.

Ludwig Hettling (AFB) hält die Umzugsidee für eine „Lachnummer“, die Beckmeyer für seinen Wahlkampf in Bremerhaven ausgeheckt habe. Mittelfristig werde das Häfenressort sowieso mit dem Wirtschaftsressort zusammengelegt. Auch für Dr. Andreas Otto, Geschäftsführer der Handelskammer, ist die Umzugsdiskussion „bloßer Aktionismus“: „Ich frage mich, welche Impulse Beckmeyer erwartet.“ Innensnator Ralf Borttscheller (CDU) hat für den Kollegen nur Spott übrig. Der Umzug sei „eine Schnapsidee, die nur im dichtesten Küstennebel geboren werden konnte“. jof