Vom Winde verweht

■ Zum Weltwüstentag warnen Wissenschaftler, daß die globale Ernährungssicherheit bedroht ist

Berlin (taz) – Noch schlimmer als der weltweite Klimawandel wird sich die Verschlechterung von Ackerböden und die Ausbreitung der Wüsten auf die globale Ernährungssituation auswirken. Dies erklärte der 1992 als unabhängiges Expertengremium gegründete „Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ anläßlich des gestrigen Weltwüstentages.

Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO seien bereits heute 780 Millionen Menschen unterernährt. Um für die bis zum Jahr 2025 um weitere 2,3 Milliarden Menschen anwachsende Weltbevölkerung eine Ernährungsgrundlage zu sichern, „müßten weltweit die Erträge drastisch erhöht werden“, schreiben die Wissenschaftler. „Gegenwärtig erleben wir jedoch das Gegenteil. In diesem Jahr hat der Weltgetreidevorrat seinen tiefsten Stand seit Jahrzehnten erreicht.“

Nach UN-Angaben betrifft die Austrocknung schon ein Viertel der Erdoberfläche, den Lebensraum von 900 Millionen Menschen. Über 300 Millionen Hektar Acker- und Weideland, achtmal die Fläche Deutschlands, dürften sich bis zur Jahrtausendwende zusätzlich in Wüsten verwandeln.

Die Katastrophe sei menschengemacht. Zunehmend würde der Ackerbau auf ungeeignete Böden ausgedehnt, die bereits nach wenigen Jahren vom Winde verweht oder durch Niederschläge weggeschwemmt würden. Hinzu komme Überweidung und Brennholzgewinnung. Vor allem in den Ländern des Südens weist man darauf hin, daß die Hauptursache für die Desertifikation die Armut ist. Während zum Beispiel Exportgüter auf den guten Böden angebaut werden, müssen Kleinbauern auf immer schlechtere Böden ausweichen.

Als wichtigen Schritt lobt der Wissenschaftliche Beirat die 1994 abgeschlossene UN-Wüstenkonvention. Jedoch stellen die Länder des Nordens darin keine zusätzlichen Mittel für die Wüstenbekämpfung zur Verfügung. lieb