Castor-Polizei kostete 90 Millionen

Niedersachsens Innenminister Glogowski (SPD) rechnet die Kosten für den Castor-Transport vor. Zahl der Transporte soll verringert werden und Atommüll bald per Schiff kommen  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Der Polizeieinsatz beim zweiten Castor-Transport nach Gorleben hat insgesamt etwa 90 Millionen Mark gekostet. Dies gab gestern in Hannover der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) bekannt. Angesichts dieser Kosten dürfe „in diesem Jahr kein weiterer Gorleben-Transport mehr kommen“. Glogowski will Ende der Woche mit der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) über die nächsten Gorleben-Transporte verhandeln.

Allein dem Land Niedersachsen seien nach betriebswirtschaftlicher Rechnung durch den Transport aus Frankreich nach Gorleben Kosten von 46,1 Millionen Mark entstanden, sagte Glogowski. Für die Sicherung des Transports hätten die 9.000 Polizisten, die in Niedersachsen im Einsatz gewesen seien, 320.000 Überstunden leisten müssen. Bundesweit seien beim zweiten Gorleben-Castor etwa 19.000 Polizisten eingesetzt gewesen, daraus ergeben sich Polizeikosten von mindestens 90 Millionen Mark für den Transport.

Mit einbezogen sind in diese betriebswirtschaftliche Berechnung der Einsatzkosten auch die regulären Gehälter, die den niedersächsischen Polizisten für die Zeit ihres Einsatzes in Gorleben gezahlt werden. Tatsächlich zahlen muß das Land allerdings nur Überstunden, die nicht abgefeiert werden, und für jene knapp 5.000 Polizisten, die andere Bundesländer bereitgestellt hatten.

Glogowski nannte einen Verzicht der GNS auf weitere Gorleben-Transporte in diesem Jahr auch „gesellschaftspolitisch und sicherheitspolitisch vernünftig“. Zur Vernunft bringen will er die Transporteure von der GNS auch mit Hilfe eines Beschlusses der Innenministerkonferenz der Länder und des Bundes. Die hatten schon vor Monaten eine Reduzierung der Castor-Transporte „auf das unumgängliche Maß“ verlangt. Die von der GNS vorgesehenen Transporte von drei Behältern mit abgebrannten Brennelementen aus Süddeutschland seien keineswegs unumgänglich, da diese Brennelemente ebensogut weiter an den AKW-Standorten Gundremmingen und Neckarwestheim gelagert werden könnten.

Glogowski verlangte erneut vom Bund, sich an den Kosten der Castor-Einsätze zu beteiligen. Die GNS forderte er auf, endlich über alternative Transportwege für die Gorleben-Castoren nachzudenken. Vor allem die Möglichkeit des Seetransports habe die Firma noch nicht ausreichend geprüft. Die Frage, ob unter einem Seetransport eine Verschiffung der Castor- Behälter die Elbe hinauf bis nach Gartow/Gorleben zu verstehen sei, beantwortete Glogowski ausweichend: „Ein Straßentransport ist immer noch nötig.“