Frankfurt untertunneln

■ Bahn AG möchte in Frankfurt neuen Hauptbahnhof bauen – unterirdisch

Frankfurt/Main (taz) – Die Stadt Frankfurt bleibt ihrem in den 60er Jahren erworbenen Ruf, eine ewige Baustelle zu sein, offenbar noch bis zum Jahre 2010 treu. Wenn über die aktuelle ewige Baustelle Frankfurter Kreuz längst wieder die Blechlawinen achtspurig rollen und auf der ewigen Baustelle City der (vorläufig) letzte Wolkenkratzer in die Häuserzeilen aus der Gründerzeit gequetscht wurde, soll auch die Vision von Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) und Bahnchef Heinz Dürr Realität geworden sein: das Projekt „Frankfurt 21“.

Den Hauptbahnhof aus dem 19. Jahrhundert und die halbe Innenstadt wollen Roth und Dürr untertunneln, damit aus dem altehrwürdigen Sackbahnhof endlich ein Durchgangsbahnhof wird, auf dem dann die Hochgeschwindigkeitszüge der Zukunft und die Reisenden schneller abgefertigt werden können.

Wie Petra Roth gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Stadt und Bahn AG erklärte, eröffneten die Vorstellungen der Bahn AG der Stadt die einmalige Chance, wertvolle innerstädtische Grundstücke neu zu nutzen. Auf den durch den Abbau der oberirdischen Gleisanlagen frei werdenden großen Flächen sollen Grünanlagen entstehen und Wohnhäuser und Bürogebäude errichtet werden – eine „Herausforderung an Architekten, Stadtplaner und Politiker“ (Roth).

Und wohl auch eine für Finanzierungsexperten. Dürr jedenfalls glaubt, bei der Umsetzung der „Planungsvision“ für Frankfurt auf zusätzliche finanzielle Mittel des Bundes verzichten zu können, wenn sich alle Beteiligten – Bund, Land, Stadt und Bahn AG – „auf das technisch und finanziell Machbare“ beschränkten.

Ideelle Unterstützung hat bereits der hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) zugesichert. Das Land fördere grundsätzlich den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, erklärte Eichel. Und mit der im Bau befindlichen Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln/Frankfurt und dem umgestalteten Hauptbahnhof bleibe das Land auch nach dem Jahre 2000 „eine der wichtigsten Verkehrsdrehscheiben in der Bundesrepublik“. Zudem könnten dann in Frankfurt Nah- und Fernverkehrslinien optimal mit anderen Verkehrsträgern, wie etwa dem Rhein-Main-Flughafen, verknüpft werden.

Jetzt seien die Planer gefordert, sagte Dürr. Moderne und unkonventionelle Ideen seien zu entwickeln, damit die „Vision für das nächste Jahrhundert“ bald realisiert werden könne.

Oberbürgermeisterin Roth legt allerdings schon heute Wert auf die Feststellung, daß die denkmalgeschützen Teile des Hauptbahnhofs erhalten werden müßten. Und dann schob sie ihre Version von der Vision nach: Die künftigen Bahnsteige sollten „etwa 20 Meter“ unter dem heutigen Niveau liegen – alles in „offener Bauweise mit viaduktähnlichen Galerien in drei großen Hallenschiffen“. Das, so Roth, garantiere ein „hohe städtebauliche Attraktivität“ und die Option, die neue Verkehrsdrehscheibe unter Frankfurt mit Dienstleistungsfunktionen zu ergänzen. Klaus-Peter Klingelschmitt